Zyperngriechen auf Vereinigungskurs

Bisher waren 75 Prozent der Zyperngriechen gegen die Gründung einer Vereinigten Republik Zypern. Jetzt geben die wichtigsten Parteien grünes Licht für den UN-Plan

BERLIN/NIKOSIA taz ■ Die Chancen für die Wiedervereinigung Zyperns steigen. Am Dienstagabend stimmte das Politbüro der linken und an der Regierung des griechischen Inselteils beteiligten Akel-Partei dem Plan von UN-Generalsekretär Annan zur Gründung eines bizonalen Bundesstaats zu. Es wird erwartet, dass ein Sonderparteitag dem Beschluss folgen wird. Griechen und Türken der Insel sind am 24. April in getrennten Referenden dazu aufgerufen, endgültig über den UN-Plan abzustimmen.

Es gilt als sicher, dass die konservative Disy-Partei der Linken folgen wird und ebenfalls zu einem „Ja“ bei der Abstimmung aufruft. Beide Parteien zusammen erlangten bei Wahlen zuletzt rund 65 Prozent der Stimmen. Für eine Ablehnung des UN-Plans will sich offenbar der Präsident der Zyperngriechen, Tassos Papadopoulos, und seine Diko-Partei aussprechen. Die Sozialdemokraten sind uneins.

Bisher drohte die Gründung der Vereinigten Republik Zypern am negativen Votum der Zyperngriechen zu scheitern. Nach Meinungsumfragen sprachen sich etwa 75 Prozent der Bevölkerung gegen den neuen Staat aus. Die bisherige Mehrheit könnte jetzt in Bewegung geraten.

Im zyperntürkischen Norden gilt eine Zustimmung als wahrscheinlich. Dort führt Ministerpräsident Talat eine Kampagne für den UN-Plan an. Der nationalistische Hardliner Denktasch ruft dagegen zur Ablehnung auf. Die Partei seines Sohnes Serdar will am Sonntag ihre Entscheidung bekannt geben.

Unterdessen stimmte die EU-Kommission in Brüssel den nötigen rechtlichen Sonderreglungen für den Fall zu, dass am 1. Mai die gesamte Insel der EU beitritt. Das war notwenig, weil der UN-Plan diverse Ausnahmen vom EU-Recht vorsieht.KLAUS HILLENBRAND