Eine letzte Chance

Nach Scheitern des Moderationsprozesses zur Reform der Bau-Ausbildung finden HfbK und HAW doch noch Übereinkunft. Uni der Künste und des Bauens in Hafencity gewollt

In letzter Minute haben sich die Kunsthochschule (HfbK) und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) doch noch auf einen Vorschlag zur Zukunft der Bau-Ausbildung geeinigt. Die Übereinkunft kam am Mittwochabend auf einer Podiumsdiskussion in der HAW zustande und greift eine Idee von Oberbaudirektor Jörn Walter auf. Demnach wollen sich die Lehrstätten unter dem Dach einer Universität der Künste und des Bauens in der Hafencity finden. „In 14 Tagen will die Politik entscheiden“, hatte Walter zuvor gewarnt, „und wenn wir jetzt keine klare Meinung kundtun, geht es abwärts.“

Erstmals traten die Hochschulchefs nach Abschluss des von Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) verordneten Moderationsprozesses zur Ausbildungsreform jetzt vor die Studierenden. Hintergrund ist ein Senats-Beschluss über eine neue „Sektion Bauen“. Derzeit werden Architekten an zwei Orten ausgebildet, der HfbK am Lerchenfeld und der Fachhochschule HAW. Der Senat will beide Angebote mit den Geomaten und Bauingenieuren der HAW auf deren Campus in der City Nord bündeln. Die HfbK lehnt den Wegzug vom Kunstcampus ab, weil sie um den künstlerischen Anteil im Studium bangt. Anders als die HAW will sie zudem Ingenieure und Geomaten nicht einbinden. In 14 Tagen will Dräger über den Umbau entscheiden.

„Beide Hochschulen haben im Moderationsprozess versagt“, eröffnete HAW-Professor Bernhard Hirche, da sie kein gemeinsames Konzept vorgelegt hätten. Das Bau-Studium drohe nun zum „Spielball der Politik“ zu werden. Auf dem Podium bekräftigte HAW-Vize Ulrike Arens-Azevedo ihre Forderung, Geomaten und Bauingenieure in die neue Sektion zu integrieren, die den Fokus auf „Praxis und Beruf“ legen müsse. Ihre Kollegin vom Lerchenfeld, Gesine Weinmiller, verteidigte indes die Bindung der Architektur an die Kunst: „Das ist eine rare Qualität, die man nicht in den Müll werfen darf.“ Zugleich warb sie für die HfbK als „Marke“ und scheute sich nicht, die HAW als Sproß einer „Kreisberufsschule“ zu demütigen. Die Sticheleien beendete Architektenkammer-Geschäftsführer Ullrich Schwarz: „Die Zeit hat das Geplänkel zwischen HAW und HfbK überholt.“ Das Bachelor-Master-System mache die Unterscheidung von Fachhochschule und Uni obsolet.

Wie Stadtplaner Walter setzt Schwarz auf die Gründung einer Uni der Künste und des Bauens in der Hafencity. Beide mahnten an, auch die Bauningenieure und Stadtplaner der TU Harburg unter deren Dach zu holen: „Nur das wäre konsequent“, so Schwarz. Ob solcher Visionen räumte HfbK-Chef Martin Köttering am Ende ein, eine Fusion mit Bauingenieuren und Geomaten „kann zumindest nicht schaden“. Er und Arens-Azevedo wollen Dräger die Idee der UKB jetzt unterbreiten. EVA WEIKERT