Senegal rappt auf Wolof

Die senegalesische HipHop-Band Wa BMG 44 rappt auf Wolof –antikolonial und gegen Korruption

Zwar bringt der Markt der Weltmusik regelmäßig Künstler aus den entlegensten Gegenden nach Europa – aber was in „exotischen“ Metropolen als zeitgenössische Popmusik rezipiert wird, bleibt doch meist eine Angelegenheit für Spezialisten. Vor allem in Dakar, der Hauptstadt Senegals, hat sich eine vitale HipHop-Szene entwickelt, die spannende eigene Formen der Kunst entwickelt hat. Positive Black Soul, so etwas wie die Väter der Bewegung, fingen schon vor Jahren an, neben Französisch auch in der Landessprache Wolof zu rappen. Die Produktionen, die sicher nicht immer Weststandards erreichen und fast nur auf Kassetten vetrieben werden, beziehen ihren Reiz aus der Verschmelzung afrikanischer Einflüsse und Themen mit der noch einmal durch die französische Szene gefilterten afroamerikanischen HipHop-Tradition, die ihrerseits wiederum immer wieder auf den Ursprungskontinent Afrika verweist. Auch in der westafrikanischen Version ist HipHop das CNN der Besitzlosen.

Wa BMG 44, die jetzt in Bremen spielen, gelten als die Old-School Hardcore-Band Senegals. Wa BMG 44 steht für den Wolof-Satz „Bokk MenMen Gestu“: „Gemeinsam lässt es sich besser reflektieren“. 44 meint das Jahr 1944, als senegalesische Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg in Dakars Vorstadt Thiaroye, auch Heimat von BMG 44, zurückkehrten. Als sie ihren Lohn forderten, wurden sie von den Kolonialherren, die einen Aufstand fürchteten, exekutiert. Thiaroye ist heute ein heruntergekommenes Viertel mit viel Kriminalität.

In ihren Texten wettern Wa BMG 44 über harten, minimalistischen Beats gegen Korruption und die Verquickung von Religion und Politik. Dafür kassieren sie auch Morddrohungen. Ihre Teilnahme an einem Theaterstück über Malcolm X und Kollaborationen mit US-amerikanischen und belgischen Rappern sprechen für eine Haltung, die weit über den Horizont der Nachbarschaft hinausgeht – was im Vergleich mit der hiesigen, oft um sich selbst kreisenden Szene ein willkommener Perspektivwechsel ist. A. Schnell

Ostersamstag ab 20.30 Uhr in der Lila Eule, Bernhardstraße