307 Vogelarten in Bremen gezählt

Die Ornithologen des BUND setzen ihre Arbeit über „Die Vögel Bremens“ in einem neuen, eindrucksvollen Buch fort

Bremen taz ■ „Wir sind auf überraschende Ergebnisse gestoßen“, sagt Joachim Seitz. Der ehrenamtliche Ornithologe der Umweltschutzorganisation BUND hat beobachtet, dass seit 1992 der Bestand vieler Vogelarten in Bremen wieder zunimmt.

Besonders Greifvögel, Gehölzbewohner und Wasservögel haben sich stark vermehrt. „Naturschutz zahlt sich aus“, analysiert Seitz. Die Jagd sei unterbunden worden, Feuchtgebiete werden nicht mehr so stark entwässert und Sträucher werden gepflanzt. Aber auch das Reiseverhalten der Zugvögel hat sich nach den Beobachtungen des Vogelschützers, der am Donnerstag sein eindrucksvoll akribisches Buch „Die Vögel Bremens“ vorstellte, stark geändert: „Störche kommen im Durchschnitt zwei Wochen früher nach Bremen als noch in den 70er und 80er Jahren.“ Wie auch die Mitautoren Kai Dallmann und Thomas Kuppel führt er dies auf den fortschreitenden Klimawandel zurück. „Wir haben zwar keine Beweise, aber starke Anzeichen dafür, dass die Klima-Veränderung schon längst im Gange ist.“

Manche der im Buch gelisteten Vögel wurden erst vor wenigen Jahren erstmals an der Weser gesichtet. Die Belege dafür haben die Autoren selbst zusammengetragen – in unzähligen sonntäglichen Zähle-Touren zu Bremens Feuchtgebieten.

Hauptberuflich sind die drei Verfasser Chemiker, Biologe und Finanzberater – aber ihre Leidenschaft gilt den Federtieren. Dass sich das lohnt, beweisen aus ihrer Sicht die vielen Anfragen, die Forscher aus den europäischen Nachbarländern an sie richten. „So gründlich wie in Bremen werden die Vögel anderswo eher selten beobachtet“, sagt Coautor Kai Dallmann. Ihre Arbeit ermögliche weitreichende Prognosen über die künftige Entwicklung der Vogelbestände.

Untersucht haben die drei die gesamte Bremer Region, in der mittlerweile 307 Vogelarten zu Hause sind. Jede kommt im Buch vor – manchmal mit Bild, aber immer mit sachlichem und informativem Text über Vorkommen, Brutverhalten und nicht zuletzt Bremer „Fundort“. Alles garniert mit einem akribischen Literatur- und Artenverzeichnis.

Die größte Sorge um die Vögel machen die Vogel-Freunde sich weniger wegen eingeschränkter Naturschutzflächen – sondern wegen immer mehr Füchsen und Mardern, die auch im Krankheitsfall nicht mehr geschossen sondern geimpft werden. amb

Joachim Seitz, Kai Dallmann, Thomas Kuppel: „Die Vögel Bremens“, 416 S., 20 Euro