Nach Brandanschlag rätseln über Urheber

Ermittlungsgruppe der Polizei soll Aufklärung bringen. Evangelische PastorInnen äußern Kritik an der Polizei

bremen taz ■ Der Anschlag auf die Pastorin der Friedensgemeinde, Anne Heimendahl, wird von der Polizei jetzt als „besonders schwere Brandstiftung“ eingestuft. Die sei in der Strafandrohung einem Tötungsdelikt gleichgestellt, teilte Polizei-Sprecher Dirk Siemering mit. Um auch den wahrscheinlich religiösen Hintergrund der Tat berücksichtigen zu können, wurde vorgestern eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, die diverse Kommissariate an einen Tisch holt.

„Außerdem wurde der Schutz der betroffenen Familien verstärkt“, betonte Siemering. Welche Maßnahmen vor und nach dem Anschlag ergriffen wurden, darüber schweigt die Polizei allerdings weiter. Unterdessen traf Pastor Bernd Klingbeil-Jahr mit Handwerkern neue Schutzmaßnahmen für seine Familie. Aus sicherheitsgründen schweige man auch gegenüber der Presseöffentlichkeit. Darauf hätten sich alle Betroffenen auf Anraten der Polizei geeinigt.

Die Tat wird in Zusammenhang mit der umstrittenen Aufführung von Kresniks Inszenierung „Die Zehn Gebote“ gesehen. Seit der Premiere erhielt der Gemeindepastor Schmähbriefe und Morddrohungen, die Gemeindepastorin wurde außerdem mit Schmierereien an ihrem Haus und einer Steinwurfattacke terrorisiert.

„Absoluten Schutz gibt es eben nicht“, erläutert Polizei-Sprecher Dirk Siemering. Umfassender Personenschutz sei sehr personalaufwändig und daher nur in Ausnahmefällen zu realisieren.

Es seien genügend „Alarmzeichen für die Eskalation“ vorhanden gewesen, wunderte sich Theaterintendant Klaus Pierwoß. Er forderte Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) auf, „Beobachtung und Ermittlung“ zu intensivieren. „Überflüssig“ entgegnete Röwekamps Sprecher Markus Beyer. Die mache Polizei ihre Arbeit „ausgezeichnet“. Auf Nachfrage gab er an, dass dem Ressort gewalttätige christlich-fundamentalistische Kreise nicht bekannt seien, wie sie für die Anschläge verschiedentlich verantwortlich gemacht wurden.

Auch das Landesamt für Verfassungsschutz hat diese Gruppe „nicht im Beobachtungsspektrum“, betonte Sprecher Lothar Jachmann. Über Gruppierungen, „die die Aufklärung zurückdrehen und freie Meinungsäußerung gewalttätig verhindern wollen“ lägen auch bundesweit keine Erkenntnisse vor.

Der oberste Vertreter der Bremischen Evangelischen Kirche, Louis-Ferdinand von Zobeltitz, attestierte der christlich-fundamentalistischen Szene Bremens unterdessen keine Gewaltbereitschaft. Er vermutete die Täter eher im „faschistoiden Schlamm“ unserer Gesellschaft, in dem die Berichterstattung der Bild Bremen „hetzerisch“ gewirkt habe. In einer Erklärung, die 26 PastorInnen namentlich sowie zahlreiche Vertreter evangelischer Einrichtungen unterzeichnet haben, heißt es dagegen: „Der verbrecherische Höhepunkt einer durch bestimmte Medien angeheizten Stimmung im Zusammenhang mit dem Theaterstück muss uns umso mehr betreffen, als ein Teil jener Drohungen in ihrer Sprache seine Herkunft aus einem Fundamentalismus innerhalb unserer Kirche nahe legt.“

Entsetzt zeigen sich die Unterzeichner zugleich über die Polizei, „die verlauten ließ, sie könne den Schutz unserer Kollegen nicht gewährleisten.“ fis