Neue Hoffnung für die Bezirke

Bürgermeister und Baustadträte haben hohe Erwartungen an Ingeborg Junge-Reyer. Mit ihr sitze anders als mit Strieder eine Bezirksbefürworterin am Senatstisch. Joachim Zeller allerdings skeptisch

VON UWE RADA

Der Wechsel am SPD-Senatstisch ist vollzogen. Auf Peter Strieder als Supersenator folgt nun die Supersenatorin Ingeborg Junge-Reyer. Aber bedeutet dieser Personalwechsel auch einen Politikwechsel? Und wenn ja, welchen?

In den Bezirken ist man verhalten optimistisch. „Ich habe große Hoffnung, dass mit Ingeborg Junge-Reyer als Stadtentwicklungssenatorin die Rolle der Bezirke gestärkt wird“, sagt die grüne Baustadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau, der taz. Insbesondere wünscht sie sich eine verlässlichere Haltung von Junge-Reyer zu den Bauvorhaben in Mitte. „Ich hoffe, dass sie, anders als Strieder, nicht alle Genehmigungsverfahren an sich zieht und den Investoren nicht sofort den roten Teppich ausrollt.“

Dubrau, die mit Unterbrechungen seit 1990 Baustadträtin ist, räumt ein, dass sie sich über den Wechsel gefreut hat. „Ich habe in meiner Amtszeit schon viele Senatoren erlebt. Mit allen war es möglich, eine gemeinsame Linie zu finden, nur nicht mit Peter Strieder.“

Ähnlich denkt auch der Pankower Bezirksbürgermeister Burkhard Kleinert. „Ich habe die Hoffnung, dass Frau Junge-Reyer auch an den Sitzungen des Rates der Bürgermeister teilnimmt“, sagte der PDS-Politiker der taz. „Peter Strieder hat sich dort kaum sehen lassen.“ Kleinert macht aber noch einen anderen Unterschied aus. „Im Gegensatz zu Strieder ist Junge Reyer nicht eingebildet, sondern umgänglich.“

Wie Dubrau hofft Kleinert auch, dass die Bezirke aus dem Wechsel im Senat gestärkt hervorgehen. „Mit Strieder verlässt ein Politiker den Senat, der von den Bezirken nicht besonders viel gehalten hat.“ Damit würde im Senat die Pro-Bezirks-Fraktion gestärkt werden, glaubt er. Schließlich hätten sich bei der jüngsten Klausurtagung des Rates der Bürgermeister Innensenator Ehrhart Körting und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) deutlich auf die Seite der Bezirke gestellt.

Nicht ganz so optimistisch ist dagegen der Bürgermeister von Mitte, Joachim Zeller. „Natürlich hoffe ich, dass mit Frau Junge-Reyer der Ton sachlicher wird und die Auseinandersetzungen fachlicher werden“, sagte er der taz. Gleichwohl fürchtet Zeller, der auch Landesvorsitzender der Berliner CDU ist, dass sich an der Stellung der Bezirke nicht automatisch etwas zum Besseren wendet. „Die Apparate sind manchmal hartnäckiger als die Politiker an ihrer Spitze.“