Von Versagen begleitet

Betr.: „Die Höllenengel von Hannover“, taz nord vom 13. 12. 2008

Die Entwicklung der Hells Angels in Hannover zu einem wahrnehmbaren gesellschaftlichen Faktor in der Stadt ist ein Prozess, der einerseits von einem (innen-)politischen Versagen begleitet wurde und zum anderen auf den Nährboden eines neoliberalen Kapitalismus fiel, der sukzessiv das Denken und Empfinden der Menschen verändert hat. Die Überforderung der Behörde, in einem von hoher Kriminalität betroffenen Stadtteil für Sicherheit zu sorgen, trifft hier auf einen Hells Angel, der in kurzer Zeit das Zepter an sich nehmen kann und eine nach außen wahrnehmbare Befriedung herstellt. Die Ordnungsbehörden gehen den Kompromiss ein, ein wenig wegzuschauen, und bekommen im Ergebnis einen Ordnungsfaktor beschert, der glücklicherweise auch noch deutsch ist.

Der Präsident der Hells Angels bedient zugleich das überbrachte, romantisierte Bild des sich für seine „Arbeiter“ verantwortlich fühlenden Alleinunternehmers; seine „Firmenfamilie“, für die es zu sorgen gilt. Ein Bild, das viele Menschen, die von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen sind, herbeisehnen. (…) Es gibt innerhalb der Hells Angels weitaus Beunruhigenderes als ihr Weg zu wirtschaftlichem Erfolg. Die in den letzten Jahren auftretende Nähe zu Gruppierungen aus dem rechtsextremen Lager werden zukünftig ihr Bild erheblich belasten. JOE SCHLOSSER, Bremen