Kartellamt stoppt Einstieg bei EWE

Baden-Württemberger Energiekonzern ENBW darf sich vorerst nicht am Oldenburger Versorger beteiligen. Wettbewerbshüter sind besorgt über die Konzentration auf regionalen Gas-Märkten in Ostdeutschland

Das Bundeskartellamt hat Bedenken gegen den Einstieg des baden-württembergischen Energiekonzerns ENBW beim Oldenburger Versorger EWE. Der Zusammenschluss würde auf den Gas-Märkten in Ostdeutschland zu einer Verstärkung marktbeherrschender Stellungen von Beteiligungsunternehmen der ENBW und der EWE führen, teilte die Aufsichtsbehörde am Montag in einer ersten Einschätzung mit. Eine ursprünglich am 8. Januar ablaufende Entscheidungsfrist für den Deal in Höhe von zwei Milliarden Euro wurde um zwei Monate verlängert.

Bis zum 26. Januar sollen sich die Unternehmen zum Urteil der Kartellwächter äußern. Die EWE-Anteilseigner, 21 Kommunen aus Nordwestdeutschland, hatten im Juli bekannt gegeben, mit Deutschlands drittgrößtem Energieversorger ENBW eine „strategische Partnerschaft“ eingehen zu wollen. ENBW sollte dazu einen Anteil von 26 Prozent an EWE übernehmen. Ein Zusammengehen der Energiefirmen ergibt auf den ersten Blick Sinn: ENBW besitzt große Stromerzeugungskapazitäten, während EWE im Gasgeschäft stark ist.

Vor dem Ja des Kartellamts stehen nun noch Hausaufgaben: Unternehmensbeteiligungen müssen verkauft werden. Konkret fürchtet das Kartellamt, dass über die ostdeutschen ENBW-Beteiligungen Enso und Drewag künftig die marktbeherrschende Stellung des Leipziger Ferngas-Unternehmens VNG in den neuen Bundesländern abgesichert werden könnte. Der Oldenburger Versorger EWE ist mit knapp 48 Prozent an VNG beteiligt. Auch drohende marktbeherrschende Stellungen bei der Belieferung von Weiterverteilern und Endkunden behagen den Wettbewerbshütern nicht.

EWE wie auch EnBW waren gestern zuversichtlich, die noch offenen Punkte klären zu können. Beide Firmen hatten sich im Sommer darauf verständigt, künftig bei erneuerbaren Energien, beim Gas sowie im Auslandsgeschäft zu kooperieren. Zudem versprechen sich die Oldenburger vom neuen Großaktionär Unterstützung beim Aufbau einer eigenen konventionellen Stromerzeugung – dagegen haben die Kartellwächter nichts.

Der baden-württembergische Energiekonzern ENBW ist im Gasbereich bislang vor allem in Südwesten tätig. In den ersten neun Monaten des Jahres stieg der Konzern-Umsatz um 10,9 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro. Der vor allem in Nord- und Ostdeutschland aktive Energieversorger EWE ist nicht mal halb so groß: Er setzte 2007 rund 4,7 Milliarden Euro um. DPA/AP/RTR