Horáková übt Demokratie

Streit über eventuelle Nachfolge des Schauspielhaus-Intendanten Tom Stromberg ab 2005 eskaliert: Kultursenatorin sondiert ohne Aufsichtsrats-Auftrag

Der Schauspielhaus-Intendantenpoker geht in die nächste Runde: Was vorige Woche wie das übliche Name-Dropping für eine eventuelle Nachfolge Tom Strombergs begann, ist zu einem handfesten Streit über den Umgang mit demokratischen Institutionen eskaliert. Denn wieder einmal scheint es, als übe sich Kultursenatorin Dana Horáková darin, durch Vorverhandlungen Fakten zu schaffen, noch ehe ein offizieller Auftrag der zuständigen Gremien vorliegt: „Sie hat den Aufsichtsrat des Schauspielhauses darüber informiert, dass sie Gespräche mit verschiedenen Kandidaten für Strombergs Nachfolge führt, und der Aufsichtsrat hat das zur Kenntnis genommen“, sagt Kulturbehördensprecher Andreas Ernst. Ein entsprechender Auftrag des Aufsichtsrats liege zwar nicht vor, „aber das ist auch nicht notwendig. Dieses Gremium kommt erst ins Spiel, wenn konkrete Personalentscheidungen anstehen“.

Ein ungewöhnliches Vorgehen, fordert doch normalerweise der Aufsichtsrat die Senatorin zur Intendantensuche auf. Denn Dana Horáková ist keineswegs befugt, allein über die Neubestellung eines Intendanten zu entscheiden. „Dem Aufsichtsrat obliegt die Bestellung des Intendanten“, zitiert Stromberg aus dem Gesellschaftervertrag der Schauspielhaus GmbH. „Das heißt, Frau Horáková kann zwar, weil sie zwei Stimmen hat, in einer Pattsituation entscheiden, aber eben nicht allein. Und der Aufsichtsrat sieht bislang keinen Handlungsbedarf.“

Ob das Gremium also Horáková‘sche Personalvorschläge einfach abnicken wird, ist ungewiss; fraglich auch, ob potenzielle Kandidaten – im Gespräch sind Matthias Hartmann (Schauspielhaus Bochum), Claus Peymann (Berliner Ensemble) und Regisseur Martin Kusej – nicht misstrauisch werden angesichts solch „klüngeliger“ Sondierungen im halb-verbindlichen Raum.

Stromberg, dessen derzeitiger Vertrag 2005 ausläuft, gibt indessen nicht klein bei: „Mir sind zwei andere Häuser, allerdings in noch konservativeren Städten, angeboten worden, und die habe ich beide abgelehnt. Trotzdem steht mein Angebot, bis 2008 weiterzumachen, nicht ewig – obwohl ich gern in Hamburg bliebe. Denn uns macht die Arbeit hier Spaß, und wenn wir wüssten, wie wir 20.000 bis 30.000 Besucher mehr in unser Haus bekommen, wären unsere Probleme gelöst.“ PETRA SCHELLEN