Wochenübersicht: Kunst
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

actionbutton; bis 31. 8., Di.–Fr. 10–18, Sa. und So. 11–18 Uhr; im Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50–51

In Bonn war die Präsentation der „Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland“ das Symbol einer kritikfähigen Demokratie. Deshalb hatte Willy Brandt 1970 die Initiative überhaupt angeschoben – mehr Kunst wagen! Für Berliner Verhältnisse ist der Aufwand dagegen gering: „actionbutton“, nach einer Arbeit des kürzlich verstorbenen Malers Michel Majerus betitelt, zeigt an die 90 Arbeiten, die von Veit Loers, dem Direktor des Städtischen Museums Abteiberg in Mönchengladbach, während der vergangenen zwei Jahre angekauft wurden. Statt die Sammlung allerdings auf die zwei großen Seitenflügel des Hauses zu verteilen, hat man sie im ersten Stock zwischen den Treppenaufgängen abgestellt. Wie ungezogene Kinder stehen die Bilder und Installationen dort in den Ecken und schämen sich.

Zum Beispiel Rikrit Tiravanijas Mahnmal aus goldenen Lorbeerkränzen mit schwarzrotgoldenem Trauerflor. Die 2001 entstandene Skulptur wirkt neben einem Gemeinschaftsbild von Martin Kippenberger und Albert Oehlen aus den Achtzigern seltsam nostalgisch wie ein Punk-Souvenir, aber nicht wie ein Kommentar auf die neue Mitte, die Deutschland mit Kunst aufzuhübschen versucht. Ähnlich aus dem Kontext gerissen reihen sich auch Jonathan Meeses exorzistische Selbstporträts und Erik Schmidts Telefonsex-Collagen aneinander. Den Mittelpunkt von „actionbutton“ bildet ein lindgrüner Meditationsraum von Kai Althoff, der Kunstproduktion und Kifferzimmer koppelt. Wer Videos mag, bekommt Christian Jankowskis Low-Fi-Spielfilm „Direktor Pudel“, in dem der frühere Leiter des Hamburger Kunstvereins von einem Zauberer in einen Hund verwandelt wird und danach über eine Vernissage tollt. Würde man den Chef des Hamburger Bahnhofs verwandeln, käme sicher ein Foxterrier heraus.