Religion ist Privatsache

betr.: Religionsunterricht contra Ethikunterricht

O christliche Heuchelei! Staatliche Bevormundung wird beklagt, Freiheit – großes Wort – in Medien und auf Plakaten dagegengehalten. Schauen wir nach Frankreich! Dort gibt es seit über 100 Jahren eine echte Trennung von Staat und Kirche. Religion ist Privatsache, der Unterhalt der Priester und Pfarrer wird von den Gläubigen direkt an sie gezahlt und nicht etwa vom Staat eingezogen, einen Religionsunterricht gibt es in der Schule nicht.

Ohnehin ist es verpönt, nach der Religionszugehörigkeit zu fragen, die hier in vielen Formularen abgefragt wird. Es ist längst an der Zeit, auch hier eine weltanschaulich neutrale Schule zu schaffen. Darum ist zu fordern: Raus mit dem Religionsunterricht aus der Schule. Wer sein Kind christlich erziehen möchte, hat die Freiheit, dies zu Hause und in der Kirche zu tun! Im Fach Ethik haben die verschiedenen Religionen Gelegenheit, sich vorzustellen, und die religiös gebundenen Kinder die Möglichkeit, voneinander zu erfahren, Verständnis füreinander und Toleranz zu entwickeln.

Auf eine Frage habe ich von den Aktivisten von „Pro-Reli“ keine Antwort gefunden: Sollte tatsächlich das Fach Ethik zugunsten des Religionsunterrichts abgewählt werden können, wer soll dann ihrer Meinung nach den Ethikunterricht besuchen? Die Religionslosen, oder falls deren Unterricht an einer Schule nicht zustande kommt, auch Juden und Muslime? Dann wären die Vertreter des „christlichen Abendlandes“ unter sich und die anderen fänden sich in einem staatlichen Fach?

Diese Haltung ist in höchstem Maße ausgrenzend, wenn nicht gar rassistisch! Unchristlich ist sie nebenbei auch!

Ein Witz am Rande: Die beiden christlichen Kirchen, die sich nicht einmal auf ein gemeinsames Abendmahl einigen können, sind sich darin einig, dass sie im Religionsunterricht Werte wie Toleranz und Verständigung vermitteln wollen! GRIETJE WILLMS, Friedenau