Marschieren für den Frieden

Die Teilnehmerzahl an den Ostermärschen blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant. Hauptproblem der Mobilisierung ist die Themensetzung. Auch Wissenschaftler kritisieren das überholte Motto

AUS BOCHUM HOLGER PAULER

Die Zahl der Ostermarsch-Aktivisten blieb konstant: NRW-weit waren von Karfreitag bis Ostermontag rund 2.000 Menschen unter dem Motto „Ja zu einem sozialen Europa – Nein zur EU-Militärverfassung! Abrüstung statt Sozialkahlschlag“ unterwegs. „Wir sind angesichts des undankbaren Themas mit der Teilnehmerzahl zufrieden“, sagt Felix Oekentorp vom Ostermarsch-Ruhr-Komitee. Schwerpunkt der Ostermärsche in diesem Jahr war die EU-Verfassung.

Die meisten Demonstranten konnten die Organisatoren am Ostermontag zur Abschlussveranstaltung im Dortmunder Depot begrüßen. 1.000 Menschen nahmen am Friedensfest mit Lesungen, Musik und Redebeiträgen teil. An den eigentlichen Märschen, die bereits am Samstag begannen, beteiligten sich jeweils rund 500 Friedensaktivisten – sowohl im Ruhrgebiet als auch im Rheinland. Bei einer 35Kilometer langen Protesttour mit dem Fahrrad von Essen nach Bochum am Sonntag waren etwa 100 Demonstranten vor Ort. Bundesweit kamen zu den über 70 Ostermärschen des Wochenendes mehr als 15.000 Menschen.

Im Vorfeld der Ostermärsche hatten die Verantwortlichen gehofft, mehr Menschen als im Vorjahr mobilisieren zu können – vor allem, weil die soziale Frage stärker als jemals zuvor betont wurde. „Etliche Leute aus den sozialen Bewegungen haben sich beteiligt“, sagt Willi Hoffmeister vom Dortmunder Friedensplenum. Dass die Zahlen trotzdem nicht gestiegen seien, läge vor allem daran, dass im letzten Jahr viele unter dem Eindruck des Kriegs gegen den Irak auf die Straße gegangen seien.

Kritik an den Ostermärschen kommt vom Uwe Andersen, Professor für Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Gegenüber der Nachrichtenagentur ddp erklärte er das geringe Interesse an den Ostermärschen damit, dass sich die Sicherheitslage in Europa gewandelt habe. Die Ostermärsche hätten ihre Wurzeln in der Zeit des Kalten Krieges, als die Gefahr eines Atomkrieges in Deutschland für Zündstoff gesorgt habe, so der Liberale. „In der heutigen vom internationalen Terrorismus geprägten Bedrohungslage machen es sich die Ostermarsch-Veranstalter mit ihrem kategorischen Nein zu jedweder Form militärischer Einsätze zu einfach.“ Die Veranstalter sollten stärker die soziale Frage thematisieren.

Der erste Ostermarsch Ruhr fand im Jahr 1961 statt. Damals gingen nur wenige 100 Demonstration gegen Restauration und Wiederbewaffnung in der Bundesrepublik auf die Straße. Höhepunkt war die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses Anfang der 80er Jahre. 100.000 Menschen beteiligten sich an den Protesten.