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: Pott entleert

Wer hat die bessere Statistik? Der KVR, der den Bevölkerungsschwund gebremst sieht, oder das Landesamt für Statistik, das eine Entvölkerung prophezeit? Natürlich wollen die Städte dem KVR glauben und weiter tatenlos zusehen, wie der Pott nach wie vor Menschen flüchten lässt, wie hier mehr EinwohnerInnen sterben als dazugewonnen werden können, wie die Bevölkerung ärmer und älter wird.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Aber seit Jahren passiert nichts, um die EinwohnerInnen zu halten. Die Städte verlieren Steuern, NutzerInnen von Schwimmbädern, Bibiliotheken und Bussen, KundInnen in Kaufhäusern, Kinos und Kneipen. Bisher ist ihnen jedoch nichts anderes eingefallen, als Studierende mit Bußgeldern zu bestrafen, die ihren Erstwohnsitz noch bei ihren Eltern im Heimatort behalten haben. Das ist ein hilfloses Greifen nach dem letzten Strohhalm. Dabei haben Prognosen schon seit Jahren die Fluchtwellen vorhergesehen, die jetzt eintreten.

Auch die neue KVR-Studie brachte da nichts Ungewöhnliches, sie hat wieder einmal eines deutlich gezeigt: Ist das Wohnquartier attraktiv, ist es auch das Ruhrgebiet. Und attraktiv heißt günstig, grün und gut angebunden an Buslinien und Straßenbahn. Alles Dinge, die sich vor ein paar Jahren jede Stadt hätte leisten können, wenn sie nicht auf eine Trendwende gewartet hätten, die natürlich nicht eingetreten ist. Die Kommunen sollten jetzt bloß nicht wieder den alten Fehler begehen und sich von der KVR-Studie einlullen lassen.