Festnahme nach Anschlägen

Bremer Polizei nahm nach einem weiteren Anschlag gestern einen Mann fest

bremen taz/epd ■ Nach einem erneuten Anschlag auf das Haus einer Bremer Pastorin in der Nacht auf Ostermontag ist gestern Vormittag ein Nachbar der Pastorenfamilie festgenommen worden. Der Mann sei mehrere Stunden von der Polizei verhört und dann aufs Revier gebracht worden, bestätigte die Polizei. Bis zu Redaktionsschluss wurden keine Angaben über mögliche Beweise oder ein Geständnis des Verdächtigen gemacht. Gerüchteweise hieß es, der Mann habe im vergangenen Jahr versucht, in seinem Haus eine Gasexplosion herbeizuführen. In der Gemeinde der Pastorin wird derzeit das umstrittene Theaterstück „Die zehn Gebote“ von Johann Kresnik aufgeführt. Gegen die Inszenierung mit vermeintlich obszönen Szenen in Kirchenräumen gab es heftigen Protest.

Zuletzt hatten unbekannte Täter am Samstag eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit gegen eine rückwärtige Scheibe des Wohnhauses geworfen. Am Mittwoch hatte ein Molotow-Cocktail das Wohnzimmer des Hauses in Brand gesetzt. Die Pastorin und ihr Mann mussten mit schwerem Schock und einer Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert werden, die drei Kinder im Alter zwischen zwei und sieben Jahren wurden körperlich unverletzt in Sicherheit gebracht. Das Ehepaar konnte die Klinik mittlerweile verlassen.

Vertreter der Bremischen Evangelischen Kirche vermuten einen Zusammenhang mit der wegen der Nacktszenen stark kritisierten Aufführung. Wegen verschiedener Hinweise hatte zunächst ein Anschlag aus dem Kreis fundamentalistischer Christen für wahrscheinlich gegolten. Kritik hatte es auch an der Polizei gegeben, der es trotz anhaltender Drohungen seit der Premiere offensichtlich nicht gelungen war, die Familie erfolgreich zu schützen. Die Pastorin hatte dem Radio-Bremen-Regionalmagazin „buten un binnen“ am Samstag berichtet, die Familie leide seit dem Brandanschlag unter schlaflosen Nächten. Sie habe Angst, weil sie das Gefühl habe, sie könne ihre Kinder nicht schützen.

Noch unklar ist zurzeit, ob das Stück weiter gespielt wird. Kirche und Theater wollten darüber in den nächsten Tagen entscheiden. Die Aufführungen sind bis Juni fast vollständig ausverkauft. ede