Anne Will ganz alleine

Ulrich Wickert (61) mag seinen Vertrag nicht verlängern. Nach 15 Jahren als „Tagesthemen“-Sprecher ist 2006 Ende

„Mein Vertrag läuft bis 2006, dann höre ich definitiv auf“, kündigte Ulrich Wickert am Sonntag an. Aufhören soll man, wenn es am schönsten ist – eben erst wurde das 61-jährige Schmunzelmonster mal wieder zum beliebtesten Nachrichtenmoderator der Deutschen gewählt.

1991 hatte er den Posten als Nachfolger von Hanns Joachim Friedrichs übernommen, ohne allerdings jemals den Eindruck zu erwecken, allzu glücklich darüber zu sein: „Wenn Sie Tagesaktualität machen, das ist etwas sehr Flüchtiges. Wenn man ein Buch schreibt, dann beginnt nicht jeden Morgen ein neuer Tag.“ Das ARD-Hauptstadtstudio, damals noch in Bonn, hätte er lieber geleitet, 1997 soll seine Bewerbung als Leiter des künftigen Hauptstadtstudios Berlin und ersatzweise als Chef des Kulturkanals Arte gescheitert sein.

Auch als Bestsellerautor mit deutlich erhobenem Zeigefinger konnte Wickert reüssieren: Bücher wie „Der Ehrliche ist der Dumme“ brachten ihm zunächst einen Ruf als „unbescholtener Moralapostel“ (Süddeutsche Zeitung) ein, den er aber rasch mit einem Werbefilm für eine Versicherung und das Bekenntnis, in seiner Jugend gerne mal gekifft zu haben, ruinieren konnte. Zuletzt versuchte er sich mit dem Krimi „Der Richter aus Paris. Eine fast wahre Geschichte“ auch als Belletrist.

Als „Tagesthemen“-Moderator indes war Wickert alles andere als pflegeleicht: Für Furor sorgte er im Januar 2001, als er sich im Namen der Redaktion vom Kommentar des MDR-Redakteurs Georg Schmolz distanzierte. Als er dann auch noch im Oktober 2001 in einer Max-Kolumne auf die Ähnlichkeit der Denkstrukturen des US-Präsidenten Bush und des Terroristen Ussama Bin Laden hinwies, hielt ihn CDU-Chefin Angela Merkel für „nicht mehr tragbar“. Es blieb aber bei einem Tadel der Intendanten.

Künftig kann sich Wickert mehr seiner Frau widmen, der 32-jährigen Verlagsmanagerin Julia Jäkel. Und natürlich … dem Wetter. Unklar ist, wer seine Nachfolge antreten wird.

Harald Schmidt hat entsprechende Gerüchte jedenfalls noch nicht dementiert. FRA