Endlose Inklusionsdebatte

betr.: „Albtraum Spätabtreibung“

Ich kann die Frauen verstehen, wenn sie sich das Leben mit einem Kind mit Behinderung nicht vorstellen können. Hätte mich vor 20 Jahren jemand gefragt, ob ich eine Tochter mit Down-Syndrom mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen, die etliche Krankenhausaufenthalte nötig machten, alleine großziehen will, ich hätte vielleicht auch dankend abgelehnt. Nicht weil ich mein Kind nicht liebe – ich liebe meine Tochter über alles.

Woran ich aber leide, ist diese endlose Inklusionsdebatte. Einen Kindergartenplatz ganz normal im Stadtteil, das ist leider nicht möglich. Einen Schulplatz in einer ganz normalen Schule nach Wahl, ist nicht möglich. Einen Arbeitsplatz inmitten der Gesellschaft, ist leider auch nicht möglich. Und warum? Weil die Pflegekassen, die Kommunen und die regierenden Politiker die Pflegestufe nicht gewähren, die Grundsicherung nicht zahlen und die Assistenzdienste dem Menschen mit Behinderung nicht zur Verfügung stellen. Wenn man heute ein Kind mit Behinderung zur Welt bringt, sollte man gleich auch noch anfangen Jura zu studieren, sonst kann es sein, dass man aufgrund der ganzen Schikanen, die Sie und Ihr Kind tagtäglich erleben, tatsächlich nicht die Kraft hat, das 20 oder 50 Jahre zu überleben. Ich wünsche mir und für alle Menschen mit Behinderungen fürs neue Jahr die Umsetzung der UN-Konventionen ohne jahrelange juristische Verfahren. CLAUDIA HEIZMANN, Karlsruhe