Vermisste Deutsche vermutlich tot

Die zwei GSG-9-Beamten im Irak wurden bisher nicht gefunden. Ein britischer Reporter hat die Leichen angeblich in einer Parkbucht am Straßenrand liegen sehen. Das Auswärtige Amt rät den 60 verbliebenen Deutschen, den Irak zu verlassen

BERLIN/BAGDAD taz/dpa/ap/afp ■ Die zwei im Irak verschwundenen deutschen GSG-9-Beamten sind Opfer eines bewaffneten Überfalls auf ihr Fahrzeug geworden. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen wir damit rechnen, dass die beiden Männer nicht mehr am Leben sind“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes (AA) gestern der taz.

Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Ausländer warnte das AA eindringlich vor Reisen in den Irak und forderte die noch anwesenden Deutschen zur Ausreise auf. Auch im südlichen Irak und den von Kuwait aus zugänglichen grenznahen irakischen Gebieten um Basra bestehe die Gefahr von Anschlägen, Übergriffen und Überfällen auf Ausländer. Es sei nicht auszuschließen, dass Kuwait den Grenzübergang Abdalli zum Irak ohne vorherige Ankündigung schließt. Das Grenzgebiet sei dann militärisches Sperrgebiet und könne nicht ohne Sondergenehmigung betreten werden.

In diesem Fall wären Ausländer, die das Land verlassen wollen, gezwungen, Richtung Jordanien zu fahren. Auf dieser Strecke war am vergangenen Mittwoch auch der Konvoi mit den zwei GSG-9-Beamten unterwegs. Sie hatten eine Gruppe deutscher Diplomaten auf dem Weg von der jordanischen Hauptstadt Amman in Richtung Bagdad eskortiert.

Nach Angaben des ARD-Büros in Bagdad hatte die Gruppe auf ihrer Fahrt versucht, das umkämpfte Falludscha zu meiden. Deshalb sei der Konvoi zwischen Ramadi und Falludscha von der Autobahn auf eine alte Landstraße abgebogen. Etwa zwanzig Kilometer hinter Falludscha beim Dorf Al Gharma sei dann der am Ende des Konvois fahrende Geländewagen der GSG-9-Beamten aus Vorgärten zu beiden Seiten der Straße beschossen worden.

Einer der Fahrer aus dem Konvoi von sechs Fahrzeugen berichtete der Nachrichtenagentur AFP, das gepanzerte Geländefahrzeug der beiden sei „mit voller Wucht“ von einer Rakete getroffen worden. Auch der gepanzerte Mercedes der drei deutschen Diplomaten habe einen Treffer abbekommen, habe aber entkommen können. Er sei einige Kilometer weiter liegen geblieben, die Diplomaten seien in den Geländewagen der jordanischen Leibwächter umgestiegen. Diese hätten die Deutschen dann zu ihrer Botschaft in Bagdad gebracht.

Einer der Jordanier berichtete nach Angaben des ZDF, er habe das ausgebrannte Wrack des Geländewagens der GSG-9-Beamten später auf dem Rückweg am Wegrand liegen sehen. Nach ARD-Informationen wurde in der Nähe des Überfallorts ein Grab gefunden, in dem die Leichen der zwei Männer vermutet werden. Ein Reporter der britischen Sonntagszeitung Sunday Telegraph berichtete, irakische Rebellen hätten ihm die toten Deutschen gezeigt. Die Leichen hätten in einer Parkbucht neben der Straße gelegen, während sechs Iraker ein Grab für sie geschaufelt hätten.

Am Ostermontag verließen die letzten Mitarbeiter deutscher Hilfsorganisationen das Land. „Wir haben uns hier einfach nicht mehr sicher gefühlt“, sagte der Deutsch-Ire Frank McAreavey vom privaten Minenräumdienst Help. Jetzt halten sich nach Schätzungen der deutschen Botschaft noch ungefähr sechzig Bundesbürger im Irak auf. Bei rund vierzig von ihnen handelt es sich um Frauen, die mit Irakern verheiratet sind. Dazu kommen noch einige Journalisten, wenige Geschäftsleute und die in Bagdad tätigen Diplomaten.

Für deren Schutz und die Bewachung der Botschaft sind GSG-9-Beamte zuständig. Im Gegensatz zu Soldaten können sie ohne parlamentarische Zustimmung und Kabinettsbeschluss im Ausland eingesetzt werden. Im Irak hatten die USA als Besatzungsmacht die Zustimmung für den Einsatz erteilt.