Arm sein kommt teuer zu stehen

12.500 Hamburger bekommen kein Girokonto: Verbraucherzentrale kritisiert, GAL fordert Senat zum Handeln auf

Arm sein ist teuer, darauf hatte die Hamburger Verbraucherzentrale (VZ) Mitte März anlässlich des Weltverbrauchertages hingewiesen. So gibt es in Hamburg 12.500 Sozialhilfeempfänger, die nicht mal ein Girokonto besitzen. Ohne solch ein Konto, so errechnete die VZ, müssen diese Menschen für monatliche Bareinzahlungen für Miete, Strom, Telefon und Versicherungen 40 bis 80 Euro zusätzlich bezahlen.

„Es kann nicht sein, dass hier 12.500 Menschen in dieser Weise ausgegrenzt werden“, empört sich nun GAL-Sozialpolitikerin Martina Gregersen. Der Hamburger Senat sollte Druck auf die Banken ausüben, dass sie dieser „vergessenen Klientel“ ein Konto auf Guthabenbasis gewähren. Für ein solches Konto gibt es keinen Kredit, die Banken überweisen nur, wenn Geld da ist. Eigentlich hatten sich 1995 bundesweit alle Kreditinstitute verpflichtet, selbst Personen mit Schulden ein solches Konto zu gewähren, um ein Gesetz zu umgehen.

Die Zahl 12.500 stammt aus einer kleinen Anfrage vom Oktober 2003. Darin hatte der SPD-Abgeordnete Wolf-Dieter Scheurell fünf Fälle aufgeführt, in denen selbst die Hamburger Sparkasse (Haspa) solch ein Konto abgelehnt hatte, und gefragt, was der Senat unternehme, um die Banken an ihre Selbstverpflichtung zu erinnern. „Inzwischen hatte er dafür sechs Monate Zeit“, erklärt die GAL-Abgeordnete Gregersen, die nun mit einer neuen Anfrage nachhakt.

Bis die beantwortet ist, will keine Behörde Stellung nehmen. Haspa-Sprecher Ulrich Baumert verweist darauf, dass seine Sparkasse bereits 10.000 Konten auf Guthabenbasis führe und dem normalerweise auch Schulden nicht entgegenstünden. Allerdings würde Neukunden erklärt, sie sollten das Konto lieber bei ihrer Hausbank beantragen. KAJ