Verspielte Zauberer

Das Duo Chevreuil kommt aus Nantes, macht Rockmusik im Stil der Chicagoer Szene und spielt morgen in Bremen

In Jazz und Blues lassen sich bestimmte Spielarten bestimmten Städten zuweisen. Auch in der Rockmusik gibt es vergleichbare Phänomene, was hierzulande zum Beispiel zur ironischen Inthronisation der Hamburger Schule führte.

Für den Rock-Untergrund war es in den letzten Jahren vor allem Chicago, wo wegweisend musiziert wurde – mit einem angenehmen Hang zur hype-resistenten Sperrigkeit. Und der Chicago-Einfluss zieht weite Kreise: Auch in Frankreich wird chicagoesk gespielt, was bestätigt, dass man den Rhythmus irgendwo, aber gewiss nicht im Blut hat: Das Duo Chevreuil aus Nantes produziert auf Gitarre und Schlagzeug eine originelle Version von instrumentalem Rock.

Steve Albini – mit seinen Bands Big Black, Rapeman und Shellac einer der Protagonisten der Chicagoer Szene – lud die seelenverwandte Band in sein Studio, wo Chevreuil 2003 ihr Album „Chateauvallon“ aufnahmen. Hierauf vereinen die Franzosen die Schroffheit von Shellacs Noise-Rock mit der verspielten Komplexität der einigermaßen unfassbaren, mittlerweile aufgelösten Chicagoer Instrumental-Zauberer Don Caballero.

Seit 1998 spielen Julien F. (Schlagzeug) und Tony C. (Gitarre) als Chevreuil zusammen. Die Begrenztheit ihres Instrumentariums erweitern sie durch technische Hilfsmittel: Tony C. verstärkt sein Instrument mit mehreren Gitarren- und Bassverstärkern und schaltet diesen Effektpedale vor. So klingen Chevreuil wie eine komplette Rockband und haben dabei herzlich wenig mit den bassfreien Trash-Rock-Modellen von Jon Spencers Blues Explosion oder den White Stripes gemein. Andreas Schnell

Donnerstag, 15.4., um 21 Uhr im Tower