: Modellprojekt Friese
Wird das Jugendhaus Friesenstraße Bremens erstes privates Freizeitheim?
bremen taz ■ Man mag es kaum mehr hören: Wir müssen sparen! Und gerade kleine Kultur-Produzenten haben daran zu knabbern. Umso unerfreulicher, wenn es dann welche trifft, die ein nicht ersetzbares Angebot schaffen. Im Jugendhaus Friesenstraße gibt es zwei Konzertgruppen, mehrere Proberäume, die Bands beherbergen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind, und darüber hinaus noch eine Menge anderer Aktivitäten, die von den NutzerInnen auf die Beine gestellt werden, die sich 2003 zum Förderverein „Friese“ e.V. zusammenschlossen.
Nachdem die Versorgung des Jugendhauses schon in der Vergangenheit mehr als einmal zur Zitterpartie wurde, das Haus vor zwei Jahren sogar besetzt wurde, stehen nun größere Veränderungen ins Haus. Jüngst erteilte Sozial-Staatsrat Arnold Knigge den Auftrag „zu einer modellhaften zügigen Überführung des JFH in freie Trägerschaft“, also: zur Privatisierung des Jugendfreizeitheims. So will der Stadtteil Mitte – Östliche Vorstadt 28.000 Euro sparen. Welcher freie Träger den Zuschlag bekommt, entscheidet sich möglicherweise auf der nächsten Sitzung des Controlling-Ausschusses am 3. Mai.
Der Friese e.V. hat vor allem das Problem eines ungeklärten Status. Zurzeit gibt es einen Nutzungsvertrag, der im Grunde jederzeit kündbar ist. Wenn das Haus in freie Trägerschaft überführt wird, ist der Verein vom Wohlwollen des künftigen Trägers abhängig. Deshalb lautet die Minimalforderung: Man will bei einer Privatisierung als Verhandlungspartner einbezogen werden. Bisher wurden die Nutzer in den Planungen übergangen. Am liebsten wäre es dem Verein, er könnte in Eigenverantwortung Erdgeschoss und Kellerräume für eine Fortsetzung der bisherigen Arbeit nutzen. Und die kann sich sehen lassen: In der Vergangenheit spielten in der Friesenstraße Bands aus aller Welt, die Avantgarde der zeitgenössischen Rock- und Elektronik-Szene fand hier eine der letzten Spielstätten in der Stadt vor. In den Proberäumen spielen Bands wie Mörser oder Minion, regelmäßig gibt es dort einen Mädchennachmittag, Kickerturniere und das Musikercafé. Im Verein arbeiten Jugendliche mit Ex-Mitarbeitern des Hauses und langjährigen Nutzern zusammen. Gemeinsam ist den rund 50 Aktiven die „herzmäßige Bindung an das Haus“, wie es Holger Lauster vom Verein formuliert. Andreas Schnell