Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 20. 4., Mo.–Sa., 12–19 Uhr, Play-Gallery, Hannoversche Straße 1.Bis 9. 5., Di. + Mi. 10–18, Do.–So. 12–20 Uhr, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10

Für „Entfernte Nähe“ hat Shahram Entekhabi Glühbirnen in den Farben der Flagge des Iran mit einem Haufen ausrangierter Schlüssel kombiniert. Die Installation steht im Zentrum der Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt und ist ein sarkastischer Kommentar auf die religiösen Klischees vom Märtyrertod. Auf Politik und Kritik baut auch die Videoarbeit „Happy Meal“, die Entekhabi parallel in der Play-Gallery zeigt. Minutenlang sieht man einem kleinen verschleierten Mädchen zu, die mit Wonne an einem Burger nagt, während im Hintergrund arabischer Singsang zu hören ist. Für einen Augenblick hebt sich der Clash der Kulturen in Wohlgefallen auf – oder ist die Engführung von islamischer Tradition und westlichem Konsum doch eher ein Bild für die Widersprüche im Alltag? Offenbar kann man die Ideologien nicht mehr so leicht in griffige Gegensätze auflösen, begegnet man immer schon hybriden Formen im Dialog einer globalen Annäherung: Auch wenn die Fastfood-Kette keine Filiale in Teheran hat, so existiert sie durchaus als Wunschvorstellung in der arabischen Welt. Dagegen ist sich Entekhabi, der 1957 im iranischen Beroujerd geboren wurde und seit anfang der Achtzigerjahre in Berlin lebt, nicht sicher, woran Identität im Exil festzumachen wäre. Deshalb bleibt das zweite Video im Schwebezustand: „i?“ ist ein Loop, der den Leerlauf im Leben eines Emigranten schildert. Rasieren, Zigaretten kaufen, im Café eine arabische Zeitung lesen, Marktbummel. Alle paar Minuten scheint die Atmosphäre sich allerdings bedrohlich aufzuladen, huschen Schatten über die Wand und der Darsteller flüchtet zurück in seine Wohnung. Wem die Angst gilt, erfährt man nicht, für Entekhabi ist der Film eine Auseinandersetzung damit, dass Menschen erst im Wahrgenommenwerden existieren. Nicht von ungefähr hat er die Hauptrolle im Film selbst gespielt.