Jenseits der linearen Logik

Die Jungs aus der Kunsthochschule: Am Freitag spielt die New Yorker Avantgarde-Punk-Band Ex-Models im Freizeitheim Friesenstraße. Zu erwarten sind verwinkelte Gitarrenriffs und theatralisch-expressiver Gesang

Vielleicht hat der Nu-Metal-Boom ja auch eine gute Seite. Die Seite der Gegenreaktion. Das wäre eine Erklärung für die unzähligen aus dem Boden schießenden Neo-No Wave-/Post Punk-Bands mit ihren Vorlieben für komplizierte Rhythmik und repetitive Strukturen. Punk mit Avantgarde-Allüren, wie es ihn das letzte Mal Ende der 70er massenhaft in den USA und Großbritanien gegeben hat. Ein weiteres feines Exemplar dieser Gattung besucht am Freitag das Freizeitheim Friesenstraße.

Die Ex-Models kommen aus New York City. Mit Modeln hat ihr Name angeblich nichts zu tun, sondern mit Mathematik. Wie die Ursprungs-Punker kommen auch die Ex-Models aus der Kunsthochschule und hantieren mit situationistischen Theorien herum. Ja, gleich die musikalische Umsetzung von postmoderner französischer Philosophie von Guy Debord bis Jean Baudrilliard soll hier geschehen. Ex-Models-Platten und -Songs sind – auch das ein neuer, begrüßenswerter Trend – kurz. Extrem kurz. Ihre neue Platte schafft 15 Songs in 20 Minuten. Und in dieser Zeit passiert viel.

Ob ihre Songs mit einem einminütigen insistierendem Guitar-Lick beginnen, der klingt als würde die Platte hängen, oder in purem Weißen Rauschen enden, der Effekt ist elektrisierend. Aber der Kern ihres Sounds sind Shahyrs Motias verwinkelte Gitarrenriffs und der erstaunlich expressive, nahezu theatralische Gesang seines Bruders Shahin. Gesangslinien, die jede lineare Logik sprengen.

Eher der linearen, wuchtigen Dramaturgie des Noise-Rocks verpflichtet haben sich seit Jahren Stau aus Hamburg, die an diesem Abend das Vorprogramm bestreiten. Dieter Wiene

Ex-Models und Stau: am Freitag, den 6. Juni im Freizeitheim Friesenstraße