heute in bremen
: „Der Baum hat Hausverbot“

Purer Pragmatismus: Wie ein atheistischer Freidenker Weihnachten feiert

taz: Herr Beyer, was machen Sie denn heute noch so?

Andreas Beyer, Vorsitzender der Bremer Atheisten- und Freidenker-Union: Ich fahre zu meiner Mutter nach Aurich.

Feiern Sie da, nun, ähm, Weihnachten? Wir dachten, so ein atheistischer Freidenker sperrt sich da bestimmt …

… ach so, Sie suchen die spezielle atheistisch-freidenkerische Variante Weihnachten zu feiern. Ich sehe das ganz pragmatisch: Weihnachten ist eine Aneinanderreihung von Feiertagen, da fahre ich in die alte Heimat und treffe mich mit Freunden.

Das ist jetzt aber etwas enttäuschend: Selbst die Freidenker sitzen an Weihnachten bei der Familie. Kein Brauch, mit dem sie sich absetzen?

Ich wüsste zumindest keinen. Also nicht so etwas, was die Humanisten mit ihrer Jugendfeier anstatt der Konfirmation haben.

Die Lücke könnten Sie doch mal schließen.

(lacht) Ach nee, für uns ist das einfach nicht so, dass da ein riesiges Fass aufgemacht wird von wegen Jesu Geburt. Es sind einfach ein paar freie Tage hintereinander.

Mit Weihnachtsbaum?

Ich glaube, meine Mutter hat einen. Der steht auf der Veranda.

Auf der Veranda?

Ja, der hat Hausverbot bekommen diesmal.

Singen Sie Lieder.

Nein.

Gibt es Geschenke?

Nein, das haben wir abgeschafft. Mit 36 Jahren muss das nicht unbedingt sein.

Und was gibt es zu essen?

Kartoffelsalat.

Von Muttern zubereitet?

Genau.

Ja, dann …

… frohes Fest. INTERVIEW: FEZ