Permakultur ist kein Hobby

betr.: „Kann Bio die Welt ernähren?“, taz vom 20. 12. 08

Ich bezweifle, ob es journalistisch ausreichend ist, zwei deutsche Agrarwissenschaftler, die das Ziel nicht aufgeben wollen, „den Bioanteil stark zu erhöhen“, als Hauptzeugen zu befragen, um eine Seite der taz zur Frage „Kann Bio die Welt ernähren?“ zu füllen.

Industrialisierte Landwirtschaft mit der Zielsetzung eines kurzfristigen Maximalertrages widerspricht grundsätzlich einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das wird uns mit jedem Lebensmittelskandal erneut belegt. Der Maximalertrag pro beliebig veränderlicher Bezugsgröße dient auch nicht der gesunden Ernährung aller Menschen, sondern dem Profit-Interesse einiger weniger durch Erschließung neuer Absatzmärkte. In den fiktiven Vergleichsberechnungen fehlt meist eine umfassende Vollkosten-Rechnung inklusive aller Vorleistungen – von den Folgekosten, die der Allgemeinheit aufgebürdet werden, und der klimaschädlichen CO2-Freisetzung ganz zu schweigen. Die meisten deutschen Agrarwissenschaftler liebäugeln mit ostdeutscher bis US-amerikanischer Großflächen-Landwirtschaft, die die Böden degeneriert und die Umwelt schädigt. Die Kapitalintensität steigt auf solchen Höfen. Die Bauern müssen mit immer geringerem Arbeitskräfteeinsatz immer höhere Erträge auf immer größeren Flächen für den Discount-Absatz produzieren. Die anfallenden Überschüsse sollen dann subventioniert auf dem Weltmarkt verschleudert werden und bereiten so den Agrarkonzernen das Feld im Sinne von „We feed the world“.

Der Weltagrarrat hat im April 2008 zur Sicherstellung der Welternährung eine Rückbesinnung auf natürliche und nachhaltige Produktionsweisen gefordert. Unbestreitbar ermöglicht der kleinräumige und arbeitsintensive Gartenbau weltweit unter allen Klimaten jeweils die größte Flächenproduktivität von Lebensmitteln. Das lässt sich auf jedem Fleck auf der Erde, wo etwas wächst, beweisen. Und Bio ist nun mal geschmacksreicher, gesünder und umweltangepasster als konventionell, und über die Humuspflege wird der Anbau-Standort zum CO2-Speicher. Aber die Methoden der Permakultur verdrängen deutsche Agrarwissenschaftler gerne in den nicht ernst zu nehmenden Hobby-Bereich. HEINER SCHROBSDORFF