unterm strich
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Vor wenigen Tagen erst hatte die Festspielwelt überrascht zur Kenntnis genommen, dass Jürgen Flimm seinen Vertrag als Intendant der Salzburger Festspiele nicht verlängern wollte. Dann folgte eine kurze Phase der Spannung, in der er von möglichen Optionen in New York redete. Sein neues Ziel aber, das stellte sich am Montag auf einer Pressekonferenz im Roten Rathaus heraus, ist nun die Berliner Staatsoper und eine Intendanz an der Seite seines langjährigen Freundes Daniel Barenboim. Hier wird Jürgen Flimm, heute 67, ab 1. September 2010 Intendant für fünf Jahre. In beratender Funktion will er dem Haus aber schon ab 1. Januar 2009 zur Seite stehen.

André Schmitz, der Staatssekretär für Kultur, hat Flimm geholt. Er war früher einmal Referendar am Thalia-Theater Hamburg, dem Flimm 15 Jahre lang – von 1985 bis 2000 – ein guter Chef war. Der jetzt ausgehandelte Vertrag muss in Berlin noch den Rat der Opernstiftung passieren.

Freuen – wie über die Berufung des australischen Regisseurs Barrie Kosky als Intendant an die Komische Oper oder von Ulrich Khuon an das Deutsche Theater – kann man sich über diesen jüngsten Coup von Klaus Wowereit in seiner Rolle als Kultursenator dennoch nicht. Denn Jürgen Flimm ist zwar ein erfolgsgewohnter Mann, der zuletzt neben den Salzburger Festspielen auch noch die Leitung der Ruhrtriennale gestemmt hat. Trotzdem ist nicht nur sein Renommee als Regisseur von Schauspiel und Oper in die Jahre gekommen und auch sein Ansehen als Intendant und Manager. Er ist eher ein Popularisierer geworden, und die Zeit, in der er für Erneuerung stand, gehört der Vergangenheit an. So dürfte Kosky, der ab 2012 die Komische Oper leitet, der einzige Intendant mit einer eigenen Handschrift sein.