Olympia kommt unter den Hammer

Die US-Fernsehrechte für die Spiele der Jahre 2010 und 2012 werden am Wochenende in Lausanne versteigert

BERLIN dpa ■ Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten: Mit der Versteigerung seiner US-Fernsehrechte für die Winterspiele 2010 und die Sommerspiele 2012 will das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Wochenende in Lausanne sein finanzielles Fundament für die Zeit nach 2008 legen. Als Ergebnis des Dreikampfes zwischen NBC, ABC und Fox erwartet das IOC eine Summe von annähernd 2 Milliarden Dollar und damit eine deutliche Steigerung gegenüber den Einnahmen für die Winterspiele 2006 in Turin und 2008 in Peking. Für dieses Paket hatte NBC 1,5 Milliarden Dollar gezahlt – 613 Millionen für Turin und 894 Millionen Dollar für Peking.

Die drei Networks werden sich heute und morgen dem IOC jeweils zwei Stunden lang präsentieren. Am Ende sollen NBC, ABC und Fox gleichzeitig in geschlossenen Briefumschlägen ihr Angebot überreichen. „Wir wollen einen transparenten Prozess, an dessen Ende jedoch nicht unbedingt das höchste Angebot den Zuschlag erhält. Wichtig ist das gesamte Paket“, sagt IOC-Präsident Jacques Rogge. Wegen der Bedeutung der Fernsehrechte, die die Hälfte der IOC-Gesamteinnahmen ausmachen, hat der Belgier sich selbst zum Vorsitzenden der TV-Kommission des IOC gemacht.

Als ungünstiges Vorzeichen für den Milliardenpoker wirkte der am Montag von CBS bekannt gegebene Verzicht auf die Teilnahme an der Versteigerung in Lausanne. Als Begründung gab der Sender an, es gebe zu viele Unsicherheiten um die olympischen Großveranstaltungen. CBS hatte zuletzt die Winterspiele 1992, 1994 und 1998 übertragen. Als Favorit gilt nunmehr NBC. Der Sender hatte die Rechte für die Sommerspiele seit 1988 gewonnen und dabei ein gutes Geschäft gemacht. Schon möchte IOC-Generaldirektor François Carrard „nicht ausschließen, dass auch ein Angebot eingeht über die Spiele 2012 hinaus“.

Die Entscheidung über die Annahme des besten Angebots will das IOC-Exekutivkomitee am Wochenende in einem Umlaufverfahren treffen. Sollten sich die Erwartungen der IOC-Führung nicht erfüllen, ist eine Neuversteigerung zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich. Wegen des weltweit depressiven Sponsorenmarktes kann Rogge die Politik seines Vorgängers Juan Antonio Samaranch nicht fortsetzen, die TV-Rechte langfristig und damit rechtzeitig vor der Vergabe der jeweiligen Spiele zu verkaufen. Mit dem kanadischen Vancouver als Favorit für die am 2. Juli zu vergebenden Winterspiele 2010 und vor allem New York als Kandidat für die Sommerspiele 2012 liegen jedoch Städte aussichtsreich im Rennen, die den US-Networks hohe Einschaltquoten versprechen.

Ein Abschluss deutlich über 1,5 Milliarden Dollar würde auch einen Maßstab für den noch nicht terminierten Rechtehandel mit Europa und der übrigen Welt setzen. Die Europäische Rundfunk-Union (EBU) hat für Turin 135 Millionen Dollar und für Peking 443 Millionen Dollar vereinbart. Die Gesamtsumme von 578 Millionen Dollar hält das IOC für sehr steigerungsfähig und will zum Rechtehandel auch das private Fernsehen einladen.