Kommentar: Wurftiere gesucht
: Wer rettet die Statistik?

Auch Frauen sollen arbeiten, wünscht sich die Landesregierung. Wie schön. Jetzt, wo die Zukunft düster aussieht für die schrumpfende Bevölkerung, sollen sich auch die zarten Frauenhände bewegen. „Wir können nicht auf sie verzichten“, ruft Staatsminister Kuschke. Ihm geht es aber nicht um Arbeiterinnen, sondern um arbeitende Mütter. Frauen sollen zum Babymachen animiert werden, damit die NRW-Menschheit nicht so schnell ausstirbt. Sie sollen sich in Zukunft bloß nicht gegen Kinder entscheiden, nur weil sie arbeiten wollen. Sie sollen einen Beruf ausüben – aber darüber bitteschön ihre häuslichen Pflichten nicht vergessen.

Eine Kleinigkeit haben Kuschke und seine Landesregierung allerdings vergessen. Wo sind die Männer in ihrer Rechnung? Wieso sollte Familienförderung nur Frauen fördern? Wollte die Landesregierung wirklich eine Trendwende auf dem Babymarkt, müsste sie mal nach Schweden und Frankreich schielen: Dort liegt die Geburtenrate wesentlich höher, fast 50 Prozent der Erzeuger nehmen Vaterschaftsurlaub, alle nutzen kostenlose Kitas, Krippen und Kigas. NRW sollte Frauen nicht als Muttertiere und Männer nicht als Arbeiter mit ein paar Samen betrachten. Dann klappt`s auch mit der Bevölkerungsstatistik.

ANNIKA JOERES