Kritische Aktionäre machen Druck auf RWE

Vorstand soll auf heutiger Hauptversammlung nicht entlastet werden. Begründung: mangelnder Umweltschutz

BONN/ESSEN taz ■ Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) macht Druck auf den Essener Energieriesen RWE: Eduard Bernhard, BBU-Vorstandsmitglied und kritischer Einzelaktionär, wird auf der heutigen Hauptversammlung des Konzerns die Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat fordern. Bernhards Begründung: Auch 18 Jahre nach dem Super-Gau von Tschernobyl gefährdet RWE Mensch und Umwelt durch den Betrieb von Atomkraftwerken. Außerdem habe das Unternehmen mit seiner Kampagne gegen den Emissionshandel die Einhaltung des Kyoto-Protokolls torpediert.

„RWE profitiert über seine klimafeindlichen Braunkohlekraftwerke am meisten von der von SPD-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement durchgesetzte Verwässerung des Emissionshandels“, sagt Bernstein. „Damit ist der vom grünen Umweltminister Jürgen Trittin vorgelegte Entwurf fast papierkorbreif.“ Allein die fünf großen Braunkohlekraftwerke im rheinischen Revier blasen fast ein Viertel des Kohlendioxids (CO2) aller deutschen Kraftwerke in die Atmosphäre, betont auch Dirk Jansen, nordrhein-westfälischer Geschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) – dabei ist der Klimakiller CO2 hauptverantwortlich für den Treibhauseffekt.

In der Kritik der Umweltschützer bleibt auch die mangelnde Informationspolitik des Energiekonzerns: Noch immer sei unklar, für welche Atomkraftwerke des Konzerns Überflugverbote bestehen. Bernstein erinnert an die Terrorangriffe des 11. September: „Sind die diskutierten Vernebelungseinrichtungen schon installiert“, appelliert er an die Verantwortung der Aktionäre.

Unterstützung kommt von den Grünen in NRW: „Die Proteste sind absolut nachvollziehbar“, sagt Rüdiger Sagel, wirtschaftspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion. „Clement hat im Streit um den Emissionshandel die RWE-Position vertreten.“

ANDREAS WYPUTTA