Segen von ganz oben

Wahlkampfauftakt mit Sonnenstrom: Rebecca Harms lässt in Wedeler Solarfabrik rot-grüne Energiepolitik loben.Großer Spielraum für Verwendung von Solarmodulen in der Architektur

aus wedelGERNOT KNÖDLER

In der Epiphanias-Taufkapelle in Hannover wirft die Sonne ein Kreuz übers Wasserbecken und spendet auf diese Weise nicht nur geistlichen, sondern auch ökologischen Segen. Denn das Muster entsteht durch Solarzellen, die in das Glasdach eingelassen sind. Ein Paradebeispiel für die Marktnische, die sich die Wedeler Firma Solarnova gesucht hat, und zugleich ein Hinweis darauf, dass der Einsatz von Photovoltaik bei der Energiewende erst am Anfang steht. Zum Auftakt ihrer Wahlkampftour lässt sich Rebecca Harms, Spitzenkandidatin der Grünen bei der Europawahl, im schleswig-holsteinischen Wedel bestätigen, dass auch das von den Grünen vorangetriebene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Segen ist.

Solarnova entstand 1996 aus der lange Zeit führenden Sonnenstrom-Abteilung der AEG. Vier Mitarbeiter gründeten mit ihrer Abfindung einen Betrieb zur Herstellung und Vermarktung von Solarmodulen – Sets von miteinander verdrahteten, in Glas und Kunststoff verpackten Sonnenzellen, die bloß noch angeschlossen werden müssen. Die Firma beschäftigt heute nach Angaben ihres Geschäftsführers Hans-Jürgen Lowalt 26 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von ungefähr sieben Millionen Euro.

„Wir produzieren Photovoltaik für besondere Einsätze“, sagt Lowalt. Da seine Firma nicht mit den Massenprodukten der Konzerne mithalten könne, habe sie sich auf besonders robuste Solarmodule spezialisiert, die sich nach Wunsch der Architekten in Gebäude integrieren lassen. „Die Photovoltaik ersetzt dann Elemente des Gebäudes“, sagt Lowalt. Er und seine Kollegen haben einen Bunker in Emden verkleidet, eine Solarmarkise für die ADAC-Zentrale in Hannover gebaut und sie versorgen eine Nordsee-Bake auf Süderoogsand.

Die Bake ist ein Beispiel dafür, dass die Verwendung von Solarmodulen schon heute bisweilen billiger ist als der Anschluss ans Stromnetz oder über einen häufig zu wechselnden Akku. Parkschein- und Zigarettenautomaten sind weitere. „Das Potenzial, wo sowas eingesetzt werden kann, ist riesig“, sagt Lowalt.

Der Grünen-Politikerin Harms bescheinigt er, dass die Photovoltaik mit dem EEG weltweit am besten gefördert werde. Er wünscht sich, dass alle Länder Europas diese Förderung zum Vorbild hätten. Sehr gut gefällt dem Unternehmer naturgemäß Japans Modell: Der Staat garantierte den Herstellern einen Mindestabsatz. Japan wurde so zum Weltmarktführer.

Sie werde dazu beitragen, dass die erneuerbaren Energien in Brüssel den Ruf verlören, eine staatlich gepäppelte Technologie zu sein, verspricht Harms. „Es ist keine Subvention für mich, wenn der Staat von einem Monopolisten die Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen einfordert.“ Die Klage der Wirtschaft, das EEG verteuere den Strom, gehe an die falsche Adresse angesichts der Tatsache, dass die Stromkonzerne jedes Jahr mehr Gewinn machten. Eine zusätzliche Förderung von Sonnenstrom durch die Bundesländer nannte Harms „nicht sinnvoll“. Besser würden öffentliche Gebäude mit Solarmodulen bestückt.