Straßenkreuzer mit Kaffeemaschine: „Kuusimäki“ in der Scandia-Bar
: Finnisch lernen durch Titelraten

Gibt man „Kuusimäki“ in „Google“ ein, so fragt einen die Suchmaschine – trotz zahlreicher Ergebnisse – ob man nicht doch nach „Kaurismäki“ gesucht habe. Hat man zwar nicht, aber der freundliche Tipp bringt einen doch auf die richtige Fährte. Wie der finnische Parade-Regisseur passt auch die finnisch-amerikanisch-deutsche Band zu unserem liebsten Begriff von heutiger Finnen-Kultur: Getunetes Pathos mit furztrockener Ironie. Und dazu halten im hohen Norden traditionell die Versatzstücke des American Way of Life her; bei Kaurismäki ist es der amerikanische Straßenkreuzer mit eingebauter Kaffeemaschine, bei Kuusimäki ist es der Rock‘n‘Roll-Hit, der durch den „Finnisator“ gedreht wird.

Auf dem „ulkigen-Sprach-Klang-Bonus“ ruht sich die Sängerin und Um-Texterin Katri Kuusimäki aber nicht aus. Mit dem sturen Übersetzen von Gassenhauer-Texten ist es hier nicht getan, sonst würde der Titanic-Titelsong von Celine Dion nicht in „Finnjet“ umgetauft und aus dem Elvis-Schmachter „In The Ghetto“ nicht „Ruolahten“ werden. So heißt nämlich der Mümmelmannsberg von Helsinki, Katris Heimatstadt.

Die anderen drei Kuusis sind noch Azubi-Finnen; ursprünglich ist Bassistin Liisa Schwedisch-Amerikanerin, Schlagzeuger Herrmann Westfale und Gitarrenmann Holger auch Berliner. Und als Aushilfe spielt noch ein Nokia-Handy mit. Während es in Berlin, wo alle wohnen, nach Katris Schätzung nur etwa 2.000 Finnen gibt, die sich nicht alle für Stimmungs-Rock interessieren, könnte es in Hamburg, wo die nationale Community eine der größten Deutschlands ist, einige geben, denen sich die textlichen Feinheiten erschließen.

Alle anderen haben den Spaß beim Lieder-Raten von AC/DC bis Portishead und können dabei wie von selbst ein paar Brocken Finnisch lernen. Zum Mitsingen bei U2: „One man.“ heißt dann „üx (=1) mies (=Mann)“. Auch brauchbar: Bier nennt man dort „Ollut“. Mit der nötigen Spaßbereitschaft, einem gut ollutgeölten Kugellagergebiss und einem Handtuch im Ausgeh-Täschchen kann dies ein heißer Abend werden, denn die „Helvetien tie“ („Highway to Hell“) führt direkt in die hauseigene Sauna der Scandia-Bar.

Text / Illustration: Imke Staats

Donnerstag, 21 Uhr, Scandia-Bar