Parade verkündet Liebesentzug

Love-Parade-Vermarkter sagt die für den 10. Juli geplante 16. Auflage des Techno-Umzugs ab. Veranstalter Planetcom hingegen will weiter mit dem Senat verhandeln. Der lehnt Zuschüsse ab

VON STEFAN ALBERTI

Die Zukunft eines der größten Events der Stadt ist verworrener denn je. „In diesem Jahr findet definitiv keine Love Parade statt“, legte sich gestern die Love Parade GmbH fest, die die Namensrechte an dem Techno-Umzug hat. „Diese Absage ist verfrüht, da hat jemand die Nerven verloren“, konterte die Firma Planetcom als Veranstalter und verweist auf angebliche Hilfssignale des Senats. Dessen Wirtschaftsverwaltung mochte einen neuen Gesprächstermin aber nicht bestätigen.

Die Love Parade GmbH begründet die Absage damit, dass die Finanzierung drei Monate vor dem geplanten Termin am 10. Juli noch nicht sicher sei. Seit 2001, als die Love Parade den günstigen Status als Demonstration verlor, habe sie Verluste gemacht. Die allgemeine Wirtschaftsmisere habe die Finanzierung weiter erschwert.

Gespräche mit der Wirtschaftsverwaltung und der landeseigenen Messe hätten nicht dazu geführt, dass die Messe nach 2003 erneut aushilft. Eintritt zu nehmen lehnt die Love Parade GmbH ab: Das würde aus dem Umzug eine geschlossene Veranstaltung machen und die Ursprungsidee verkehren. Laut Wirtschaftsverwaltung sollte die Parade dieses Jahr erstmals alle Kosten selbst tragen.

Die bürgerliche Opposition sieht die Schuld beim Senat. „Wird Rot-Rot zum Totengräber?“, fragt der CDU-Abgeordnete Kai Wegner. Die Absage verursache einen enormen Imageschaden für das Land und erhebliche Einnahmeausfälle für die Tourismuswirtschaft. Wegner fordert, dass sich das Land finanziell beteiligt. Die Love Parade GmbH selbst verweist auf eine Hochrechnung, wonach 500.000 Teilnehmer für 50 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz sorgen. Die Teilnehmerzahl war zuletzt von 1,5 Millionen 1999 auf eine halbe Million 2003 geschrumpft.

Die FDP-Fraktionen fordert keine öffentlichen Gelder, aber mehr persönliches Engagement vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Die Love Parade müsse zur Chefsache werden, Wowereit solle sich um Sponsoren bemühen. Freiwillige Helfer könnten den Müll wegräumen.

Senatssprecher Michael Donnermeyer wies Forderungen nach Zuschüssen zurück. „Das ist eine private Veranstaltung. Wir bezahlen ja auch nicht die Reinigungskosten für die Silvesterparty.“ Donnermeyer, der als SPD-Wahlkampfmanager selbst Großevents organisierte, sieht die Finanzmisere skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine Veranstaltung mit so einem Markennamen nicht durchfinanziert bekommt.“

Gegen Zuschüsse wehrt sich auch Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling, die jahrelang Tiergarten-Schäden durch den Umzug kritisierte. „Keinen Cent – wie sollte man den Eltern höhere Kita-Gebühren erklären, wenn das Land Geld für eine Spaßveranstaltung übrig hat?“