gurken, schurken, pms von WIGLAF DROSTE
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Heiß pustet der Sommerwind und legt Glut auf die Haut, das Leben schnurrt auf ein möglichst bewegungsfreies Dösen zusammen. Liegenundlesen sind gut fürs Genesen, murmelt der alte Kopf und liest, einen Brief von Molly Bluhm: „Nachdem wir permanent mit der Existenz von Schurkenstaaten vollgepetert wurden, denke ich lieber über Gurkenstaaten nach. Gurken sind gut, sie spenden mannigfaltig Freude. Neulich nacht verschaffte mir ein sehr rücksichtsvoller Liebhaber mit Hilfe einer von ihm auf zartes Maß zurechtgehobelten Schlangengurke angenehmste Kühlung, um mir kurze Zeit später zu meiner ebensogroßen Freude umso hitziger selbst wieder zu Willen zu sein.“

Wohl getan, dachte ich und las weiter: „Gurkenglück geht aber auch als Salat: 4 Schlangengurken, 1 Kilo Pellkartoffeln, 200 Gramm geschälte Garnelen, 1 große Knoblauchzehe, 2 Frühlingszwiebeln, weißen Balsamicoessig, Olivenöl, etwas Chili, 1 Zitrone, Salz und bunten Pfeffer in einer großen Schüssel kompetent anrichten und, wie es so heißt, schön durchziehen lassen.“

Was für ein herzerfrischender Brief! Umso mehr traf mich Molly Bluhms P. S.: „Wenn nur das prämenstruelle Syndrom nicht wäre, dieses ekelhafte PMS! Kann das nicht endlich mal weggehn?“

Sie hatte Recht – etwas musste geschehen. Ich stieg in ein Fass mit eiskaltem Wasser, kühlte Rumpf und Rübe und schrieb ihr einen Dreiakter mit dem Titel „PMS – Tötet es! Ein Schauprozess“.

1. Akt – die Anklageschrift wird verlesen: „Es ist ein Syndrom / Es ist prämenstruell / Es kommt aus dem Nichts / Es kommt ruckartig schnell / Es quält ohne Anlass / Es quält ohne Grund / Es sorgt für Verzweiflung / Für Weinkrämpfe und / Für Kummer und Tränen / Für Grummeln und Stress. / Das Böse, es lebt / Es heißt PMS.“

2. Akt – ein Chor aus Nebenklägerinnen skandiert: „Fies wie das Prokeln an unserm Genom / Ist das prämenstruelle Syndrom! / Ein Frauenbestrafer wie der Paulpapst im Dom / Ist das prämenstruelle Syndrom! / Wie eine Bombe, gefügt ums Atom / Wirkt das prämenstruelle Syndrom! / Gemein wie der Aal Berlusconi in Rom / Ist das prämenstruelle Syndrom! / Human wie der Stuhl, betrieben mit Strom / Ist das prämenstruelle Syndrom! / Was nimmt keine Frau zu sich mit nach ohm? / Das prämenstruelle Syndrom!“

3. Akt – das PMS bekennt sich schuldig: „Es ist furchtbar wahr, und ihr alle habt Recht. / Ja, ich bin schlecht! Nein: schlechter als schlecht! / Ich bin ein Despot. Ich bin ein Tyrann. / Die Menschheit ist ohne mich besser dran. / Ich kann nur piesacken, puuh, bin ich mies: / Jede Frau schlug drei Kreuze, wenn ich sie verließ. / Ich schaffe nur Trübsal, Gram und Verdruss. / Macht mir ein Ende. Macht mit mir Schluss. / Liebenden habe ich Unglück gebracht: / Misstrauen säend, Tücke, Verdacht. / Habe Frauen und damit auch Männer gepeinigt. / Ich gehöre gesotten, verbrutzelt, gesteinigt.“

Nachdem ich so die Menschheitsgeißel PMS vom Erdball gefegt hatte, ging ich in die Küche und widmete mich den Gurken.