Freie Bahn für die Loveparade

Nach ihrem Aus in Berlin kann die „Loveparade“ endlich durchs Ruhrgebiet ziehen. Cengiz Celik vom Techno-Magazin Raveline knüpft Kontakte mit Clubs, sucht Sponsoren und der KVR steigt mit ein

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Cengiz Celik holt die „Loveparade“ ins Ruhrgebiet. „Wenn uns die Politik ein Signal gibt“, sagt der Geschäftsführer des Techno-Magazins Raveline zur taz, „dann holen wir die Loveparade hier rüber – das ist überhaupt kein Problem!“ Kontakte in die Szene, zu Club-Betreibern und Discjockeys hat Celik als Chef des größten europäischen Techno-Magazin en masse. Für die Loveparade, denbisher in Berlin ansässigen größten Freiluft-Rave der Welt, hat Raveline Sponsoren akquiriert und die angesagten Clubs und DJs auf die Umzugswagen geholt.

Damit ist es jetzt vorbei – die Parade hat einen Hörsturz erlitten: Am Mittwoch sagten die Veranstalter das Großereignis ab, da die Hauptstadt eine abermalige Beteiligung an den Kosten des Umzugs verweigerte. Nach Informationen der taz will sich der Berliner Senat finanziell lieber der jüngst von Köln nach Berlin umgesiedelten Musikmesse „Popkomm“ zuwenden. Für die Raver ist dann anscheinend kein Geld mehr da – aber der Zeitpunkt gekommen, endlich ins Ruhrgebiet umzuziehen. Hier sind die Verantwortlichen buchstäblich ganz heiß auf das Techno-Fest.

Überlegungen, der Loveparade eine neue Heimat zu bieten, schwirren schon lange durchs Land. Vor etwa zwei Jahren hatte der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) einen Umzug forciert und zu diesem Zweck mit „Raveline“ kooperiert. KVR-Chef Gerd Willamowski wollte für die Techno-Tänzer sogar den Ruhrschnellweg sperren. Solche Überlegungen, die damals nur knapp gescheitert waren, flammen nun wieder auf. Gestern ließ KVR-Sprecher Dieter Nellen bereits sein Interesse verlauten: „Wenn ein privatwirtschaftlicher Akteur mit einsteigt, würden wir das sofort mit organisieren.“ Willamowski weilt momentan allerdings im Urlaub und war bis gestern über die Neuigkeiten noch nicht informiert.

Grünes Licht kommt indessen auch aus dem Düsseldorfer Landtag: Christian Lindner, jugendpolitischer Sprecher der FDP, ist schon lange überzeugt, Kultur-Minister Vesper müsse sich „die Loveparade auf die Fahnen schreiben“. Denn mit der Parade würde NRW ein zentrales Event der Techno-Szene bekommen, das außerdem „ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor ist“. Lindner rechnet mit 50 bis 75 Millionen Euro, die in die Kassen der Hotels, Clubs und Kneipen getanzt werden könnten. Als Ort schlägt auch der Liberale den Ruhrschnellweg vor. Und Michael Ortmanns von den Grünen sagt, die Loveparade wäre dann der erste Stau, den die Grünen gut fänden. Einzige Voraussetzung: „Es müsste ein ordentliches Konzept ausgedacht werden.“

Die Berliner Veranstalter der Loveparade können sich vorstellen, der hippen Hauptstadt den Rücken zu kehren: „Grundsätzlich wäre es möglich, ins Ruhrgebiet umzuziehen“, versichert Loveparade-Sprecherin Sünje von Ahn der taz. Zwar sei das Event gewissermaßen „historisch an Berlin gebunden“, einen Ortswechsel wolle sie dennoch nicht ausschließen. Immerhin pilgerten sowieso etliche Menschen aus NRW zur Loveparde.

Celik weiß, dass sogar rund 40 Prozent der Teilnehmer aus den Städten des Ruhrgebiets, des Rheinlandes und der angrenzenden Staaten nach Berlin fahren. Und von Ahns Zweifel an der hiesigen Club-Szene weist der Raveline-Macher locker zurück: „Die meisten der 2.700 deutschen Clubs sind im Ruhrgebiet angesiedelt“, sagt Celik. Von der Infrastruktur sei ein solches Techno-Ereignis also gar kein Problem – „da sind wir hier sogar besser als Berlin!“