Immer höher – immer tiefer

Der Reederei Hapag-Lloyd geht es Dank des wachsenden Containerumschlags so gut wie nie in 157 Jahren. Diskussion um weitere Elbvertiefung wird neu angeheizt. SPD-Fraktion wirft CDU-Wirtschaftssenator Perspektivlosigkeit im Hafen vor

von PETER AHRENS

Nichts kann dem Hafen im Moment offenbar etwas anhaben. Da wird über fehlende Kapazitäten diskutiert und über die Elbvertiefung gestritten, Verkaufsgerüchte um die größte Hamburger Reederei Hapag-Lloyd werden gestreut, und die SPD wirft dem Senat eine perspektivlose Hafenpolitik vor – unbeeindruckt von all dem spucken die Statistiker neue Rekordzahlen aus. So hat Hapag-Lloyd gestern das beste Ergebnis seiner 157-jährigen Unternehmensgeschichte präsentiert. Der boomende Containerumschlag hat der Reederei dieses Resultat beschert.

Steigerungsraten um 13 Prozent beim Containerumschlag – die Reederei kann sich mit Zahlen schmücken, die Kaufinteressenten noch mehr anlocken wird. Hapag Lloyd gehört dem Hannoveraner Reisekonzern TUI, wird aber heftig vom Bielefelder Puddingriesen Oetker umworben, der schon die zweite Hamburger Traditionsreederei Hamburg-Süd besitzt. Gestern war das Wort Oetker unter den Vorstandsherren der Reederei allerdings tabu. Hapag-Lloyd will an die Börse, und da ist jedes Wort über mögliche Verkaufsabsichten kursunfreundlich.

Was Hapag-Lloyd freut, macht der SPD Sorge: Wenn der Containerumschlag weiterhin so wachse wie bisher, dann sei spätestens im kommenden Jahr die Kapazitätsgrenze im Hafen erreicht, bemängelt der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Ingo Egloff. CDU-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall fehle jegliches hafenpolitische Konzept, so Egloff. Zurzeit sei völlig ungeklärt, wie Uldall den dringend notwendigen Ausbau des Hafens finanzieren wolle. Der Wirtschaftssenator selbst hat noch im Wahlkampf von 182 Millionen Euro Investitionen für den Hafen gesprochen, „bisher haben wir aber noch keine konkrete Planung und auch keine überprüfbaren Zahlen gesehen“, so Egloff.

Was SPD und Uldall dagegen eint, ist der Wille, die Elbe für den Containerverkehr nochmals auszubaggern. Ein Vorhaben, das gestern vom Naturschutzbund nochmals heftig attackiert wurde. In einer gemeinsamen Erklärung der Nabu-Landesverbände aus Hamburg und Niedersachsen wurde die Elbvertiefung als „ökologisch nicht vertretbar“ abgelehnt. Hamburgs Nabu-Chef Rolf Bonkwald weist darauf hin, dass es noch völlig unklar sei, wie sich die bisher vorgenommenen Vertiefungen des Flusses auf Sturmfluten auswirkten. Statt immer nur stur aufs Ausbaggern zu setzen, verlangte er „intelligente Lösungen“, um dem gewachsenen Umschlag Rechnung zu tragen. Dazu zählt der Nabu vor allem eine „vernünftige Zusammenarbeit der norddeutschen Küstenländer in der Hafenwirtschaft“.

Dass davon keine Rede sein kann, das machten auch die Hapag-Lloyd-Chefsgestern wieder deutlich. So bekräftigte Reederei-Vorstand Adolf Adrian, dass der Standort Hamburger Hafen gestärkt werden müsse: Es gebe „überhaupt keinen Grund“, die Beteiligung, die Hapag-Lloyd am neuen Containerterminal in Altenwerder hält, in Frage zu stellen. Altenwerder sei die Antwort auf Kapazitätsprobleme im Hafen, deshalb halte man daran fest.

Keine guten Nachrichten für den Nabu: Jede Unterstützung für Altenwerder bringt die Elbvertiefung, die die großen Containerschiffe nach Hamburg locken soll, näher. Vom Tiefwasserhafen, der frühestens am Ende des Jahrzehnts in Wilhelmshaven als Konkurrenz zu Hamburg entstehen soll, redete gestern ohnehin niemand mehr.