BSAG ist allen lieb und teuer

BSAG-Vorstand will die Personalkosten im Öffentlichen Nahverkehr senken. Vorstandschef Georg Drechsler wirbt für die Vernetzung des Schienenverkehrs mit dem Umland: Städte wie Karlsruhe bewiesen die Vorteile

Bremen taz ■ Den Bremern ist ihre BSAG lieb und teuer: Mit 134 Euro pro Jahr und Nase beteiligt sich jeder Einwohner an den Defiziten des kommunalen Verkehrsunternehmens. Das ist bundesweite Spitze bei vergleichbaren Kommunen. Karlsruhe etwa liegt nur bei 68 Euro. Dies belegt ein bisher intern gehandeltes Gutachten.

Besonders stechen in dem Vergleich die Personalkosten hervor: eine 37-Stunden-Woche, großzügiger Überstunden-Abgleich, Verdi-Tarife und Weihnachts- und Urlaubsgeld wie früher im Öffentlichen Dienst – das treibt die Kosten in die Höhe. „Die Polemik stinkt uns“, kontert jetzt der Betriebsrat und will für einen offenen Brief an die Bürgerschaft Unterschriften sammeln. Die SPD-Betriebsgruppe will bei der Partei Lobby-Arbeit machen.

Wenn der neue Arbeitsdirektor Lothar Zweininger über die anstehenden Tarifverhandlungen redet, scheint sich das Bild der Gutachter aber zu bestätigen: Die Alters-Fluktuation soll nun zur Kostensenkung genutzt werden – pro Jahr entfallen 40 Mitarbeiter. Vor allem im Verwaltungsbereich will Zweininger 10 Millionen Euro sparen. Und die 37-Stunden-Woche? „Das wird sich nicht halten lassen.“ Die Eigenbeiträge zur Alterssicherung stehen auf seinem Zettel. Und er will mit der Gewerkschaft über Weihnachts- und Urlaubsgeld verhandeln. An den Grundlöhnen will er nicht rütteln – neu eingestellte MitarbeiterInnen werden aber schon seit Jahren niedriger eingruppiert. Im Gegenzug sollen Vereinbarungen über den Kündigungsschutz verlängert werden.

Das geht aber nur, wenn die Stadt darauf verzichtet, einzelne Linien dem Wettbewerb anheimzugeben und an private Busunternehmen zu vergeben. Vorstand Georg Drechsler nennt das „marktorientierte Direktvergabe“: Die BSAG soll ihre Leistungen so günstig anbieten, dass Bremen dieses Unternehmen weiterhin mit dem Bus- und Bahnverkehr beauftragen kann. Derzeit werden nur 10 Prozent der ÖPNV-Leistungen an andere Unternehmen vergeben.

Die Fahrkartenpreise wiederum sollen pro Jahr um 2 bis 3 Prozent steigen. Karlsruher Kostenniveau wird durch diese Maßnahmen, die bis 2007 den Zuschuss der Kommune von derzeit 78 auf dann 60 Millionen Euro pro Jahr drücken sollen, nicht erreicht. Wie schafft der Karlsruher Verkehrsverbund, was die BSAG nicht schafft? Drechsler nennt Ursachen: Bremen hat ein größeres Siedlungsgebiet, für jeden Fahrgast muss die BSAG 30 Prozent mehr Strecke fahren. Karlsruhe hat mehr Schienenverkehr und das ist auf frequentierten Linien kostengünstiger. Und: Karlsruhe hat mehr Bahnen, die voll besetzt aus dem Umland die Stadtgrenze überqueren. Die BSAG leidet offenbar an der Bremer Verkehrsplanung, die jahrzehntelang an den Landesgrenzen endete.

Die Raumplanung sei im Karlsruher Umland an den schnellen Verkehrsachsen orientiert. „Regionalstadtbahn“ sollte das in Bremen heißen. Von dem Konzept, das gesamte Bremer Umland mit eine Art S-Bahn zu verbinden, ist aber aktuell nur die Verbindung nach Delmenhorst übrig geblieben. kawe