Avantgarde auch für absolute Beginner: Margareth Kammerer

Margareth Kammerer: „To Be An Animal Of Real Flesh“ (Charhizma/Hausmusik)

Es ist gar nicht so schwer, eigentlich wohlmeinenden Menschen Musik von vornherein zu vergällen. Man muss nur im Nebensatz das Wörtchen „Avantgarde“ fallen lassen, schon spreizt sich der Durchschnittshörer innerlich. Wie die Neutöner und Klangarchitekten aber aus dem selbst modellierten Elfenbeinturm treten könnten, führt Margareth Kammerer vor. Sonst spielt die aus Südtirol stammende Berlinerin zusammen mit Kollegen wie Axel Dörner vornehmlich in kleinsten Clubs vor Minipublikum auf, mit ihrem ersten Solo-Album allerdings orientiert sie sich gleichermaßen an Erfolgsmodellen wie Stine Nordenstam oder Beth Orton. Sie kultiviert eine feminine Erzähltradition, säuselt manchmal arg lieblich, lässt schon mal die Beats tröpfeln und eine Gitarre daherzupfen, aber findet immer wieder sperrige Geräusche, die den Wohlklang zunichte machen. Die Leistung von Kammerer und der prominenten Remixer von Fred Frith bis zu Philip Jeck, die sie engagiert hat, besteht vor allem darin, trotz des nicht zu überhörenden Willens zum kranken Klang den Zuhörer nicht um jeden Preis vergrätzen zu wollen. Wenn man will, hat man es hier mit der perfekten Einstiegsdroge, mit Avantgarde zum Angewöhnen zu tun. TO