vorlauf
: Rauchzeichen über Afrika

„Rauchopfer“,

(22.10 Uhr, Arte)

Gleich, wie viel blauer Dunst uns Raucher umwabert – tränenden Auges erkennen wir zumindest eines klar und deutlich: Nur jeden Zweiten von uns wird er frühzeitig ausdrücken, der finstere Schnitter Tabak.

Schließlich sind wir selbst die einen. Die Zweiten, die haben dunkle Flecken auf der Lunge. Und abbe Raucherbeine. Auf, den modernen Kants der Gesundheit weiter fröhlich ins Gesicht gepustet! Was wir mit unserer Gesundheit anstellen, ist Filmautor Peter Heller ziemlich wurscht.

In seiner Dokumentation geht es um andere schlimme Folgen des Rauchens, die wir bislang nur nebulös wahrgenommen haben. Milliardenklagen gegen Zigarettenhersteller, Anti-Rauch-Gesetze und steigende Tabaksteuern: Im Westen nichts Neues.

„Go South“ heißt deshalb die neue Marktoffensive der großen Tabakkonzerne. In Afrika steht noch genügend Wald im Weg, der sich prima abholzen lässt und R. J. Reynolds oder Reemtsma Tränen des Glücks in die Augen treibt. Wo kein Wald, da viel Platz für Tabakpflanzen. Wie praktisch, dass das Holz gleich zum Trocknen der Tabakernte verwendet werden kann.

Und damit in Afrika nicht nur die Wälder qualmen, starten Zigarettenfirmen offensive Werbekampagnen. Bewährtes Prinzip: Jugendlichen und Frauen zu suggerieren, Erwachsensein, Emanzipation und Nikotinkonsum gehörten zwingend zusammen.

Kritisch und unerbittlich hinterfragt Peter Heller die Praxis der Tabakkonzerne. Er begleitete einen Kollegen aus Tansania, der nicht dabei zusehen will, wie sich sein Land in Rauch auflöst, auf dessen Odyssee durch den Teufelskreis Zigarettenindustrie. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Dokumentation, die irgendwie weh tut: Hübsche Menschen, gesunde Wälder, afrikanische Weiten.

Bloß, dass die hübschen Menschen rauchen (Und was mit jedem Zweiten passiert, wissen wir ja!), die Wälder bald weg und die Weiten trostlos sein werden. Kein erhobener Zeigefinger wegen fehlender Beine und Raucherlungen. Kein Appell, mit dem Rauchen aufzuhören. Und vielleicht gerade deshalb wirksam. ANDREA BRÄU