Wahltriumph: Südafrikas ANC räumt ab

Zweidrittelmehrheit für Südafrikas ehemalige Befreiungsbewegung bei den dritten Wahlen nach Ende der Apartheid in Sicht. Nur die Hochburg der Zulu-Partei Inkatha trotzt dem ANC-Durchmarsch. Liberale Opposition DA legt aber auch vielfach zu

AUS JOHANNESBURGMARTINA SCHWIKOWSKI

Erstmals seit Einführung der Demokratie in Südafrikas hat die Regierungspartei ANC (Afrikanischer Nationalkongress) im Parlament eine Zweidrittelmehrheit gewonnen. Obwohl gestern, einen Tag nach den landesweiten Parlaments- und Provinzwahlen, noch nicht alle Stimmen ausgezählt waren, lag die Partei von Nelson Mandela und Staatschef Thabo Mbeki bereits nach Auswertung der Hälfte der Stimmen bei über 68 Prozent. 1999 hatte der ANC knapp über 66 Prozent bekommen.

Damit schaffte die einstige Befreiungsbewegung trotz Wählermüdigkeit im dritten Anlauf den Sprung, der ihr die Möglichkeit beschert, im Parlament die Verfassung des Landes zu ändern. Die größte Oppositionspartei, die DA (Demokratische Allianz), erhielt einen Stimmenzuwachs und wird sich voraussichtlich auf knapp 15 Prozent einpendeln – gegenüber 9 Prozent vor fünf Jahren. Die anderen Parteien liegen weit abgeschlagen: Die IFP (Inkatha-Freiheitspartei) des Zulu-Chiefs Mangosuthu Buthelezi, großer Rivale des ANC in den letzten Jahren der Apartheid, kam auf rund fünf Prozent, die ehemalige Apartheidpartei NNP (Neue Nationalpartei) auf etwa zwei – knapp hinter der neuen ANC-Abspaltung ID (Unabhängige Demokraten) der ehemaligen ANC-Politikerin Patricia de Lille. Von etwa 27 Millionen Wahlberechtigten hatten sich 20,6 Millionen Menschen zur Wahl registrieren lassen. Davon gingen geschätzt 75 Prozent am Mittwoch wählen.

Vor diesen Wahlen beherrschte der ANC sieben der neun Provinzen des Landes allein. In der Westkap-Provinz um Kapstadt regierte der ANC zuletzt zusammen mit der NNP, in KwaZulu-Natal regierte die IFP. Am Westkap hat sich der ANC jetzt nach den vorliegenden Teilergebnissen auf rund 40 Prozent kräftig verbessert, die NNP erhielt weniger als 10 Prozent und die DA-Opposition etablierte sich mit rund 32 Prozent. So wird nun auch am Kap die NNP künftig kaum eine Rolle mehr spielen. Doch die Koalition wird laut ANC bestehen bleiben.

In der heiß umkämpften Provinz KwaZulu-Natal bahnt sich diesmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen IFP und ANC an, wobei der ANC mit etwa 42 Prozent gegenüber 41 für die IFP leicht führt. Bisher regiert die IFP in KwaZulu-Natal allein; für die Wahlen hatte sie ein Bündnis mit der DA gebildet, um sich den Machterhalt zu sichern.

Gestern erwog Inkatha, die Wahlen in dieser Provinz anzufechten. Das offizielle Endergebnis wird nicht vor Montag vorliegen, und davor können Parteien noch Beschwerde einreichen.

Neben der Stärkung von ANC und DA zeigt sich ein Trend zu neuen Splitterparteien, der aber die Hegemonie des ANC unter der schwarzen Wählerschaft nicht in Frage stellt. So hat die ANC-Abspaltung ID anscheinend frischen Wind in die politische Landschaft gebracht und Zulauf von Weißen und Farbigen erhalten, vor allem am Westkap, wider Erwarten aber weniger von schwarzen Wählern. Auch die Wähler der DA bleiben weitgehend weiß.