Pferde drehen durch

Kutscher wird schwer verletzt. Tierschutzverein fordert generelles Verbot von Droschken in der Innenstadt

Ein Droschkenkutscher ist in Mitte schwer verletzt worden, als ihm plötzlich die Pferde durchgingen. Der 36-Jährige war nach Polizeiangaben am Freitagabend an der Ecke Behrenstraße/Glinkastraße von seinem Fuhrwerk geklettert, um die Fahrgäste aussteigen zu lassen. Plötzlich scheuten die Pferde und gingen samt Kutsche und Fahrgästen durch. Der Kutscher wurde mehrere hundert Meter bis zur Französischen Straße mitgeschleift und anschließend von dem Fuhrwerk überrollt.

Die Pferde liefen mit der führerlosen Kutsche weiter und beschädigten unterwegs vier parkende Autos, ehe sie an der Ecke Behrenstraße/Friedrichstraße von Polizisten aufgehalten werden konnten. Während die Fahrgäste im Alter von 18, 43 und 57 Jahren unverletzt blieben, kam der Kutscher mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Warum die Pferde durchgingen, konnte bisher nicht geklärt werden.

Tierschützern sind die Droschkenfahrten in der City ohnehin ein Dorn im Auge. „Der Stress für die Tiere ist groß“, bemängelte Marcel Gäding vom Berliner Tierschutzverein am Sonntag. „Es war für uns nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert“, sagte Gäding und forderte ein sofortiges Verbot von Pferdekutschen in der Innenstadt. Positiv seien die für das kommende Jahr vorgesehenen Leitlinien des Senats, die Ruhezeiten für die Tiere und bestimmte Mindestanforderungen für Kutscher vorschreiben. Überprüfungen hätten ergeben, dass auf den Kutschen teilweise „Menschen am Start sind, die von Tieren überhaupt keine Ahnung haben“.

Deutliche Kritik übte Gäding auch an den Kutschunternehmern, denen er „kriminelle Energie“ attestierte. Sie seien vielfach nur an ihrem Gewinn, aber nicht am Wohl der Tiere interessiert. Schon im Mai dieses Jahres war am Pariser Platz ein erschöpftes Pferd zusammengebrochen. DPA