Polizei sauer über DNA-Test-Stopp

Bremer Generalstaatsanwältin will, dass DNA-Massentests rechtsstaatlich ablaufen

BREMEN taz ■ Bremens Generalstaatsanwältin Kirsten Graalmann-Scheerer hat einen bereits groß angekündigten DNA-Massentest gestoppt. Der Aktion der Bremerhavener Polizei fehle die klare rechtliche Grundlage. Nach den Plänen der Polizei hätten am kommenden Wochenende 2.200 Männer aus dem Bremerhavener Ortsteil Lehe Speichelproben abgeben sollen – „um bei den Ermittlungen freiwillig zu helfen“. Gesucht wird ein Mann, der in den vergangenen sechs Jahren vier Frauen nachts in ihren Wohnungen vergewaltigt hat.

Die Polizei hat sich nicht auf den Passus zur Gefahrenabwehr im Polizeigesetz bezogen – sondern auf die Freiwilligkeit der Bürger. „Auch wer keine Speichelprobe abgegeben hätte, wäre nicht gleich als Täter verdächtigt worden“, erklärt der Leiter des Kommissariats für Kapitaldelikte, Martin Hohmeyer. Vielmehr habe man die Verweigerer „aufsuchen und überzeugen“ oder mit herkömmlichen Techniken überprüfen wollen. „Diesen Weg gehen die Polizeien anderer Länder ohne Probleme“, betont Hohmeyer. Die „Generalin“ bleibt ungerührt: „Bei einer solchen Massenuntersuchung handelt es sich um einen weitreichenden Eingriff.“ Ob nun ein richterlicher Beschluss für einen DNA-Massentest erwirkt wird, will sie bis nächste Woche prüfen.

EVA ROHDE