Keine Lust auf Kunst

Das Europacupfinale der Fußballerinnen zwischen Frankfurt und Umeå ist von einem Turf-Konflikt bedroht

FRANKFURT taz ■ Das Finale im Uefa-Cup der Frauen, der zum dritten Mal ausgespielt wird, droht zu platzen. Für das Endspiel haben sich jene Teams qualifiziert, die auch bislang den Pokalsieger praktisch unter sich ausmachten. Zum Auftakt 2002 gewann der 1. FFC Frankfurt gegen Umeå IK, im letzten Jahr drehten die Schwedinnen den Spieß um, besiegten den deutschen Champion im Halbfinale per Elfmeterschießen und holten anschließend im Finale gegen Hjørring den Cup. In zwei Partien mit Heimrecht für Umeå am 8./9. Mai und für Frankfurt am 6. Juni soll der Pokalsieger 2004 ermittelt werden. Doch möglicherweise wird überhaupt nicht gespielt. Grund ist die Frankfurter Weigerung, im nordschwedischen Umeå auf Kunstrasen anzutreten. „Dann wird es eben kein Spiel geben“, sagt UIK-Manager Roland Arnquist.

Die Uefa ist entsetzt, aber auch selbst verantwortlich für den Streit zwischen den beiden besten Frauenfußball-Teams in Europa. Im Reglement gibt es den Passus, dass sich beide Teams einig sein müssen, wenn auf einem Kunstrasenplatz gespielt werden soll. Weil in Skandinavien angesichts des langen Winters die Platzfrage flexibel behandelt werden muss, gab es bislang nie Probleme. Es wurden sogar schon Uefa-Spiele in der Halle absolviert. Und in Umeå liegt noch Schnee. „Es gibt zurzeit bei uns gar kein natürliches Gras“, sagt Roland Arnquist. „Unser Stadion Gammliavallen hat erst im letzten Jahr Kunstrasen der dritten Generation bekommen. Das ist der beste Turf weltweit. Darüber hat sich noch niemand beschwert, auch nicht Bröndy und Woronesch in den Runden zuvor. Sie alle haben das akzeptiert.“

Frankfurts Manager Siegfried Dietrich und Trainerin Monika Staab tun das nicht. „Die Regel heißt, dass der Gegner einverstanden sein muss. Wir sind es nicht“, sagt Dietrich. „Wir sind nicht in der Lage, dort im Vorfeld zu trainieren, geschweige uns auf dieses Spiel angemessen vorzubereiten. Sportlich und medizinisch. Monika Staab ist strikt dagegen. Ich schließe mich an.“

Noch vor einem Jahr hatten die Frankfurterinnen in Sandåkern bei Umeå auf Kunstrasen der zweiten Generation im Halbfinale unentschieden gespielt, bevor sie im Rückspiel zu Hause ausschieden. Dass Frankfurt die geografische Lage von Umeå für ein Pokerspiel um den Pokal benutzt, sagt Arnquist nicht direkt. „Die dritte Generation Kunstrasen unterstützt das technisch bessere Team, nicht den Heimvorteil. Frankfurt will offenbar nicht verstehen, dass wir einen guten Platz haben und es dazu keine Alternative gibt.“

Die Uefa-Bitte, ein anderes Stadion anzubieten, lehnt der UIK ab. „Naturrasen ist nördlich von Stockholm nicht möglich. Das sind 700 Kilometer Anreise für uns. Wer soll das in drei Wochen organisieren und bezahlen?“ Statt 10.000 kämen in Stockholm vielleicht 1.000 Zuschauer. „Wir können, wir wollen und wir werden uns dieses Minusgeschäft nicht leisten. Notfalls findet das Spiel eben nicht statt. Ich habe der Uefa gesagt, sie könne die Goldmedaillen schon per Post nach Frankfurt schicken“, gibt sich Arnquist genauso knallhart wie sein Frankfurter Kollege Siegfried Dietrich. Der hat den Umzug an den bis zu 15.000 Fans fassenden Bornheimer Hang fürs Rückspiel durch die Stadt bereits genehmigen lassen. Während Arnquist auf der UIK-Webpage die Adressen des 1. FFC Frankfurt und der Uefa bekannt gegeben und zumindest auf der eigenen Homepage eine Lawine losgetreten hat. „Ich glaube, in Frankfurt hat man die Tragweite noch nicht erkannt, bei uns nicht spielen zu wollen. Vordergründig geht es um den Pokal, dahinter steht aber die generelle Frage, ob wir überhaupt an einem Wettbewerb der Uefa teilnehmen können ohne Naturgras.“ Die Uefa habe sich – und den UIK – da in eine echte Zwickmühle manövriert. Arnquist sieht vorerst keine Lösung. „Es sei denn, die Frankfurterinnen akzeptieren unser Kunstgras-Stadion.“

Die Uefa will jetzt eine weitere Schlichtung versuchen. Man werde eine Inspektorengruppe nach Umeå schicken, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Gut möglich, dass Monika Staabs Macht vom Main also doch auf den Edel-Turf gezwungen wird. RAINER HENNIES