Matti Lieske über das Bundesliga-Engagement in China

Kahn: „Ratet mal, wer im Tor stehen wird“

Auch diesmal verfehlte das berühmte Lächeln des Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) seine Wirkung nicht. Bang Jui-Hang, Chef des chinesischen Fußballverbandes, zuckte zusammen, als habe sich unversehens ein hungriger Tiger in seinen Weg gestellt, ergriff dann aber doch tapfer die Hand, die ihm Oliver Kahn in bester Absicht darbot. Mit dieser symbolischen Geste im Palast des himmlischen Friedens in Peking war der Kooperationsvertrag zwischen der Bundesliga und der chinesischen obersten Spielklasse endlich perfekt.

Der Einigung vorausgegangen waren zähe Verhandlungen, in deren Verlauf die deutsche Delegation mehrfach drauf und dran gewesen war, die Gespräche abzubrechen. Am Ende rauften sich beide Parteien jedoch zusammen, obwohl Kahn angesichts der chinesischen Drohung, die Kontakte zur Premier League wieder aufzunehmen, von seinen ursprünglichen finanziellen Forderungen ein Stück abrücken musste. Auch die Chinesen zahlten jedoch am Ende weit mehr als beabsichtigt, da sie unbedingt verhindern wollten, dass sich die DFL doch noch mit den Japanern einigt.

„Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte den Laden hier auseinander genommen“, beschrieb Oliver Kahn nach dem historischen Handschlag seine Gemütslage, „aber ich bin froh, dass wir uns gütlich einigen konnten.“ Bang Jui-Hang, mittlerweile an den speziellen Humor seines Geschäftspartners gewöhnt, lächelte ergeben und scherzte sogar: „Ich verrate Ihnen, wie wir ihn rumgekriegt haben: chinesische Tröpfchenfolter.“

Die beiden mächtigsten Männer des deutschen und des chinesischen Fußballs verstehen sich, wie man weiß, ganz hervorragend, was ja auch kein Wunder ist, da sie schon seit zehn Jahren eng beim FC Bayern München zusammenarbeiten. Kahn als langjähriger Präsident des deutschen Renommierklubs, Bang Jui-Hang als dessen Besitzer. Der Pekinger Gentech-Milliardär hatte ja 2019 die durch die Adidas-Pleite in finanzielle Schieflage geratenen Bayern vor dem Bankrott gerettet.

Doch nun zu den Details des Deals von Peking. Der FC Bayern München wird zunächst zwei Jahre in der chinesischen Liga spielen, um die immense Popularität des Fußballs im Reich der Mitte und das Interesse an der Bundesliga weiter zu fördern. Danach wird der entsprechende Platz jede Saison von einem anderen Bundesligisten ausgefüllt. Ausgenommen ist nur Borussia Dortmund, das alle Rechte am Klub bis 2099 an den Disney-Konzern verpfändet hat und damit an den Wirtschaftsboykott der USA gegenüber China gebunden ist.

Stillschweigen bewahrten beide Seiten über die Summe, die China für das Engagement der DFL zahlt. Gerüchten zufolge soll es sich aber um etwa hundert Millionen Euro handeln, was die Gesamtverschuldung der Bundesliga also um ein gutes Drittel reduzieren würde. Oliver Kahn verwahrte sich dagegen, dass es sich um einen Deal dritter Klasse handle. „Dass Klubs wie Real Madrid oder Manchester United in Japan und Korea viel mehr verlangen können, ist doch sonnenklar.“ Schließlich sei es immerhin 28 Jahre her, dass zuletzt ein Klub aus Deutschland die Champions League gewonnen habe „Ich sage nicht, welcher“, grinste der 59-Jährige, der in Asien immer noch einen legendären Ruf genießt.

„Ich sehe uns aber auf einem guten Weg“, fügte Kahn hinzu, bevor er ein pikantes Detail der Übereinkunft mit den Chinesen verriet: „Ratet mal, wer die Nummer eins im Tor der Bayern sein wird.“