Einstürzende Neubauten in Shanghais Mitte

■ SHANGHAI (GBL) In Shanghai hat sich Bürgermeister Xu Jian von der Konfuzianischen Partei mit seinen Plänen für eine vollständige Rekonstruktion des ehemaligen französischen Kolonialviertels im Stadtparlament durchgesetzt. Dafür sollen 83 Hochhäuser gesprengt werden, von denen ein Teil nach Auffassung von Experten baufällig sind. Mindestens 200.000 Bewohner des Viertels müssen deshalb umgesiedelt werden. Ihnen sollen in der 70 Kilometer entfernten Vorstadt Reihenhäuser angeboten werden, heißt es in dem mit einer knappen Mehrheit durchgesetzten Beschluss des Stadtparlaments. Der Konfuzianer Xu Jian sieht in seinen Plänen eine Chance zur Rückbesinnung auf die Entstehung der 50-Millionen-Metropole. „Shanghai ist heute die reichste Stadt der Welt, aber ihre Bürgerinnen und Bürger kennen ihre Geschichte nicht“, sagte Xu vor dem Stadtparlament. Gegen seine Initiative hatte sich eine Lobby der größten Konzernen der Stadt (darunter auch der ehemals deutsche Konzern Siemens) gebildet, deren Hauptverwaltungen ebenfalls von den Umbauplänen betroffen sind. Bekanntestes Abrissobjekt ist der Sony-Tower mit 65 Stockwerken.