Bahn will stärker auf Passagiere hören

Die Deutsche Bahn AG belebt den vor vier Jahren abgeschafften Kundenbeirat neu. Bis zum 15. Mai kann sich jeder um einen Platz bewerben. Verbraucherverbände dämpfen allerdings die Erwartungen und befürchten eine bloße „Alibi-Funktion“

AUS BERLIN HANNA GERSMANN

Sie sind begeisterter Bahnfahrer? Aber neulich standen Sie für das Ticket schon wieder zu lange in der Schlange? Und der Zug war überfüllt? Damit sich das endlich bessert, sollen ab sofort die Fahrgäste mitreden dürfen: Die Bahn gründet einen Kundenbeirat. Für einen Teil der 25 Sitze kann sich jeder bewerben. Wer sich dafür interessiert, muss bis 15. Mai einen Fragebogen aus der April-Ausgabe des Magazins DB mobil ausfüllen. Das liegt in den meisten Fernzügen sowie einigen Regionalzügen aus, ist aber auch in jedem DB-Reisezentrum zu bekommen. Schon im Juni soll das Gremium zum ersten Mal tagen – und ab dann regelmäßig jedes halbe Jahr. Die Bahn trägt die Kosten für die An- und Abreise, eine Hotelübernachtung und zahlt ein Sitzungsgeld.

Die Idee ist nicht neu, schon einmal hat es einen ähnlichen Kundenbeirat bei der Bahn gegeben. Doch löste ihn der mittlerweile geschasste Bahnvorstand Christoph Franz vor gut vier Jahren auf. Womöglich sein Fehler. Unter Franz’ Ägide tüfelte der Konzern dann nämlich das neue Preissystem aus. Problem: Es ging an den Kundenwünschen vorbei, die Preisreform wurde zum Debakel.

Nun macht die Bahn den Beirat wieder zur Chefsache. Franz’ Nachfolger, Karl-Friedrich Rausch, soll das Gremium höchstpersönlich leiten. Die Bahn verspricht „die hautnahen Feedbacks, die wir aus dem Kundenbeirat erhalten, sehr ernst nehmen“ zu wollen.

„Das war längst überfällig“, sagt Heidi Tischmann, Bahnexpertin des Verkehrsclubs Deutschland. Allerdings schraubt sie gleich die Erwartungen wieder herunter. Wie viel Einfluss der Beirat tatsächlich habe, müsse sich erst noch zeigen.

Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn ist ähnlich skeptisch, spricht von „Alibi-Funktion“. Mit 25 Personen sei der Kreis zu groß, eine effektive Diskussion nicht möglich. Das hätten Erfahrungen aus den Bundesländern gezeigt. Beiräte gibt es zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Tischmann gibt Bahnfahrern lieber den Tipp: „Wer sich ärgert, sollte sich besser sofort bei der Bahn beschweren!“