Welteke wird abgetreten

Präsident der Bundesbank reicht Rücktrittgesuch ein, Vorstand nimmt an. Bundesfinanzminister Hans Eichel will nicht hinter der Affäre stecken. Spekulationen über Nachfolger blühen

BERLIN taz ■ Auch nach dem Rücktritt von Bundesbankpräsident Ernst Welteke geht der Streit um die politische Aufarbeitung der Hotelkosten-Affäre weiter. Die Union warnte die Regierung, über die Nachfolge Weltekes nach parteipolitischen Gesichtspunkten zu entscheiden. „Jetzt muss ein absoluter Finanzfachmann diese Aufgabe übernehmen“, sagte CDU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach der taz. „Es darf nicht darum gehen, wer Rot-Grün am nächsten steht.“ Die Union behielt sich außerdem vor, einen Untersuchungsausschuss zu beantragen, um zu klären, ob Finanzminister Hans Eichel (SPD) hinter einer Intrige zur Ablösung Weltekes stehe. „Das wäre ein viel größerer Skandal als das Fehlverhalten Weltekes“, sagte Bosbach.

Ein Sprecher des Finanzministers wies den Verdacht erneut energisch zurück, Mitglieder der Regierung hätten die Affäre selbst ausgelöst, um den Bundesbankpräsidenten loszuwerden. Der Rücktritt Weltekes sei „angesichts der bereits bekannten und neuer Vorwürfe“ angemessen und verdiene Respekt, sagte Eichels Sprecher. Zur Frage der Nachfolge hielt sich das Ministerium noch bedeckt. Diese werde „in angemessener Zeit und Form von den dafür zuständigen Institutionen und Gremien geklärt“.

Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge Weltekes gelten der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Caio Koch-Weser und Ingrid Matthäus-Maier, Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Der Rücktritt Weltekes war ohne nähere Begründung vom Vorstand der Bundesbank mitgeteilt – und von allen Parteien begrüßt worden. „Es war ein notwendiger Schritt“, sagte SPD-Finanzexperte Joachim Poß im taz-Interview. Grünen-Chef Bütikofer sagte der taz: „Herr Welteke zieht damit die Konsequenz aus den eigenen Fehlern.“ Welteke war in die Kritik geraten, weil er an Silvester 2001/2002 samt Familie vier Tage im Berliner Hotel Adlon auf Kosten der Dresdner Bank verbracht hatte. LKW, STEP

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