Aufstieg in eine unsichere Zukunft

Basketball-Zweitligist Schwelm-Baskets schafft durch einen Auswärtssieg den Aufstieg in die Bundesliga. Vor allem Spieler aus den eigenen Reihen sollen für den sportlichen Zusammenhalt beim finanziell eingeschränkten Klub sorgen

SCHWELM taz ■ Jörg Rottmann hat Tränen in den Augen. „Ich hab‘s ja immer gehofft, aber dass das jetzt klappt – unglaublich.“ Der Mitdreißiger lässt sich fertig in einen Stuhl zurückfallen, kündigt aber wild entschlossen an: „Jetzt wird gefeiert.“ Grund dafür hatten er und seine Mitstreiter am Samstag abend. Mit über 400 Anhängern waren sie ihrer Mannschaft nach Mönchengladbach nachgereist und bekamen dort einen Traum erfüllt. Die Schwelmer Baskets sind mit einem überragenden 95:72-Erfolg gegen die Lions Mönchengladbach in die erste Basketball-Bundesliga (BBL) aufgestiegen. Damit stellt die flächenkleinste nordrheinwestfälische Gemeinde in der nächsten Saison nach der Pleite von Brandt Hagen den einzigen westfälischen Vertreter im Baketball-Oberhaus.

Bei den Fans gab es im Vorfeld des vorletzten Spieltages keine Zweifel. „Wir packen das heute“, war Jörg Rottmann zuversichtlich. Die Ausgangslage schien eindeutig. Der Tabellenführer hatte bei noch zwei ausstehenden Spielen vier Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Bremerhaven. Gegen Mönchengladbach musste dieser Vorsprung verteidigt werden.

Für die Lions vom Niederrhein, Tabellenachter und nach unten nicht mehr gefährdet, war die Saison ohnehin gelaufen. Dennoch warnte Baskets-Trainer Thorsten Daume: „Es ist noch nichts gelaufen.“ Überflüssig. Nach drei Minuten. Da stand es schon 15:2 für Schwelm. An diesem Verhältnis änderte sich nichts mehr. Mit deutlichem Vorsprung ebneten sich die Schwelmer den Weg in die erste Liga. Damit ist dieses Jahr das geglückt, was in den letzten zwei Jahren jeweils knapp scheiterte.

Da waren die Westfalen zwei Mal Vize-Meister. Sportlich hätte das, wegen zusätzlicher Abstiege aus der BBL, auch den Aufstieg bedeutet. In der BBL-Zentrale rümpfte man aber die Nase über die, finanziell gesehen, “Basketball-Zwerge“ aus der 30.000-Einwohner-Stadt. Die Baskets reagierten und verlegten ihre Heimspiele in die Unihalle der Nachbarstadt Wuppertal. Damit waren auch die wirtschaftlichen Kriterien der BBL erfüllt. Die Unihalle fasst wesentlich mehr Zuschauer als die kleine Provinz-Sportstätte in der Ennepe-Ruhr-Kreisstadt.

Eigentlich war nach dem Spiel auch Trainer Daume nur nach Feiern zumute. Dennoch machte sich der „Vater“ des Aufstiegs – als er vor fünf Jahren nach Schwelm kam, spielte das Team noch Regionalliga – schon Gedanken über die nächste Saison. Denn: In dieser Zusammensetzung werden die Baskets in der ersten Liga Probleme kriegen. Auch das nötige Kleingeld fehlt. „Wir brauchen einen richtigen Hauptsponsor“, erklärt Daume. „Dann müssen wir gucken, wie wir das Gesicht unserer Mannschaft verändern können.“

Dennoch wollen die Profis aus der Kleinstadt auch in der Kommerzliga BBL ihre Wurzeln nicht ganz kappen: „Wir werden jetzt nicht auf Gedeih und Verderb irgendwelchen Namen hinterherjagen“, verspricht der Trainer. Seine Anhänger hatten ihm nämlich schon ins Stammbuch geschrieben: „Unser Plus ist auch der starke Zusammenhalt in der Mannschaft.“ Immerhin spielen noch drei Ur-Schwelmer, die seit Jugend- oder Regionalliga-Zeiten schon im Verein sind, bei den Baskets. SVEN PRANGE