Was passiert, wenn BERTI siegt?

MIT DEUTSCHLAND?

Deutschland erleidet einen traumatischen Verlust. Die Frage wird sein: Kann Deutschland Trauerarbeit leisten? Die Scham aufarbeiten? Oder verdrängen die Deutschen alles – auch ihre Mitschuld? Je nach dem bereut die Gesellschaft, verfällt aber vollends in kollektive Melancholie. Oder es wird sublimiert – durch manischen Wiederaufbau. In diesem Fall wäre die Folge nicht nur ein echter Neubeginn beim DFB, sondern natürlich auch das sofortige Ende der Massenarbeitslosigkeit.

MIT GERHARD SCHRÖDER?

Für Altkanzler Gerhard Schröder (September 1998 bis Juni 2003) kommt der Wirtschaftsaufschwung zu spät. Schröder geht in die Geschichte ein ohne Titel – außer dem des „erfolglosesten Kanzlers“ aller Zeiten. Natürlich können nicht alle Weltmeister sein wie Adenauer, Schmidt und Kohl. Doch Brandt ist immerhin Europameister – und die ebenfalls titellosen CDU-Kanzler Erhard und Kiesinger waren wenigstens nicht so lange im Amt.

Anders ist es, wenn es der Kampa gelingt, das Versagen in Deutschland „ein Stück weit“ (Schröder) zu normalisieren. Der Deutsche muss sich nichts mehr einreden.Versagen ist okay, gewinnt eine neue gesellschaftliche Akzeptanz, wodurch immerhin der Graben zwischen Erwerbstätigen und Arbeitslosen zugeschüttet wird. Symbol des Versagens und damit Kanzler bleibt in diesem Fall natürlich Gerhard Schröder.

MIT DER GENERATION BERTI?

Die Generation Berti der heutigen End-Thirtysomethings wurde in den 90ern alt, ohne sich einen Dreck darum zu scheren, dass der Kanzler Kohl und sein Trainer Berti war. Diese schlappe Bande lässt sich selbst durch eine Niederlage gegen Berti nicht mehr dazu bringen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

MIT RUDI VÖLLER?

Der absolute Glaube an den Teamchef und den großen Sieg (2006) ist verloren. Wir sind kein Volk von Rudisten mehr. Berti hat das Land aus seiner Rudi-Hörigkeit befreit. Allerdings ist der Verlust des Fußballführers nicht einfach zu verkraften. Psychoanalytisch betrachtet noch problematischer ist es, Berti plötzlich als Befreier zu akzeptieren. Aber eben weil das nicht gelingt, muss sich die Geschichte wiederholen. Und so steht erfreulicherweise neun Jahre nach dem Zusammenbruch (also bei der kurzfristig angesetzten WM 2012) ein neues Wunder von Bern an.

MIT DEM SPEISEPLAN?

Der Speiseplan wird künftig überall von Berti bestimmt. Es muss schließlich einen Grund geben, warum die Schotten gewonnen haben. Nahe liegende Erklärung: die Ernährung. Berti hat den Schotten das schöne Frühstück mit Ei, Bohnen und Würstchen verboten. Die Deutschen sollten sich ein Beispiel nehmen: kein Müsli mehr, sondern ab jetzt nur noch Nudeln und gedünsteten Fisch.

MIT DEM KÖNIGSPINGUIN?

Der Königspinguin ist Bertis Lieblingstier. Er wird aus seinem Habitat am Südzipfel Chiles nach Glasgow versetzt, damit Berti ihn besser beobachten kann.

MIT DER TODESSTRAFE?

Die Todesstrafe bleibt zunächst tabu. Im Gegensatz zu Effe („unter bestimmten Voraussetzungen“) hat Berti ja inzwischen das Todesurteil aus seinem Strafenkatalog genommen.

MIT MICHAEL BALLACK UND BERND SCHNEIDER?

Speziell diese beiden deutschen Nationalspieler haben Berti Unrecht getan und müssen jetzt mit den Konsequenzen leben bzw. nicht mehr, da Berti im zuvor diskutierten Punkt kurzfristig wieder umdisponiert hat.

MIT KORSCHENBROICH? Wird Hauptstadt Schottlands.

MIT DER BALLORIENTIERTEN GEGNERDECKUNG?

Sie (1998 von Berti erfunden) ist vollständig rehabilitiert. Wie auch der Tribünensitz für Trainer (Berti, 2001).

MIT DEM TERRIER?

Der Terrier wird Hund des Jahres.

MIT SCHALKE 04?

Schalkes geplanter Geheimcoup, Berti am Sonntag als neuen Cheftrainer vorzustellen, platzt. Stattdessen wird Manager Rudi Assauer Berater des schottischen Teams. Doppeltes Glück.

MIT SHAKESPEARE?

Mit Shakespeare passiert eigentlich gar nichts. Dass man bei McBerti an McBeth denken kann, wird der Klassiker überleben. Und er bleibt eine prima Quelle für Prunkzitate – auch nach der Niederlage. „Unheil, nimm deinen Lauf.“, „Das Böse kommt auf leisen Sohlen.“, „Niemand heilt durch Jammern seinen Harm.“, „Weh einem Lande, das ein Rudi regiert“ – alles Shakespeare. Alles gute Sprüche, um sein Leid zu beklagen. Und zu Berti wird man sagen: „Gut gebrüllt, Löwe!“ Und seufzend wird man denken: „Der Rest ist Schweigen.“

MIT FRANZ?

Franz freut sich für den Berti. Franz hat Recht behalten. Franz hat immer gesagt, dass der Berti ein geborener Trainer ist. Ein absoluter Fachmann. Der bloß in der Öffentlichkeit nicht so gut ankommt. Weil dem Berti halt der Schuss Leichtigkeit fehlt.

MIT HARALD SCHMIDT?

Schmidt schweigt. Wie immer, wenn Katastrophen geschehen. Das ist ein Versagen, das ihm die Chronistinnen noch lange nachtragen werden. Es ist ja in Wahrheit so: Wenn Berti siegt, wird Schmidt als Tröster sieben Tage die Woche gebraucht.

MIT BILD?

Bild muß seine Rücktrittserklärung unterzeichnen („Unterschreiben Sie hier!“). Bild hat diesen großen Trainer davongejagt wie einen Hund. Ein historischer Irrtum. Auch wenn Kai Diekmann (Bild) damals noch nicht im Amt war, muss er Verantwortung zeigen und Einschnitte hinnehmen.

MIT SUSAN STAHNKE?

Susan Stahnke erkennt plötzlich ihre innere und äußere Ähnlichkeit mit Berti. Sie reicht Vaterschaftsklage ein.

MIT DEM DOSENPFAND?

Bei einem Krisengipfel nach Pfingsten bringt Berti den Handel durch hohe Disziplinarstrafen zum Einlenken. In einem Einzelfall (Jürgen Trittin) verhängt Berti sogar Haftstrafe.

MIT JÜRGEN W. MÖLLEMANN?

Mit Jürgen W. Möllemann passiert gar nichts. Für ihn hat die Niederlage gegen Berti keine direkten Konsequenzen. Läge er allerdings bereits im Grabe, würde er sich umdrehen.