Atomgegner suchen Perspektive

Frühjahrskonferenz der Antiatombewegung in Berlin: Transport mit 18 Castoren aus Rossendorf bei Dresden ins Zwischenlager Ahaus soll Schwerpunkt werden

BERLIN taz ■ Der Antiatombewegung fehlen Nachwuchs und Unterstützung aus der Bevölkerung. Das ist ein Fazit der traditionellen Frühjahrskonferenz der Atomgegner am Wochenende in Berlin. In den Fußgängerzonen wenden sich die PassantInnen ab, wenn sie die Flugblätter mit der Anti-AKW-Sonne sehen, hieß es in den Berichten der verschiedenen Städte.

„Die Menschen glauben zwar nicht, dass die Regierung wirklich AKWs stilllegt, doch sie sehen auch keine andere Alternative und wollen daher von der Thematik wenig hören“, so die Einschätzung von Marburger AktivistInnen. Auch ein Blick über die Grenzen ist für die ÖkologInnen wenig erfreulich. Mit der Entwicklung des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) könnte gar ein Rückschritt in der Atompolitik stattfinden, so die Befürchtung mehrerer Redner. Das französische Penly ist als Standort für diesen Reaktortyp vorgesehen. Auch andere europäische Länder haben schon ihr Interesse bekundet, darunter Deutschland. Führende CDU/CSU-PolitikerInnen brachten ein standortunabhängiges Genehmigungsverfahren ins Gespräch.

Furcht vor Terroranschlägen zu benutzen, um das Interesse der Bevölkerung für den Atomausstieg zu wecken, lehnte die Konferenz allerdings ab. Stattdessen will sich die Bewegung auf einen Atomtransport im Frühsommer konzentrieren. 18 Castorbehälter mit atomaren Altlasten aus dem DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden sollen ins nordreinwestfälische Zwischenlager Ahaus transportiert werden.

Die 600 Kilometer werden über die Autobahn zurückgelegt. Die AktivistInnen wollen die Strecke am so genannten „Tag X“ blockieren. Schon vor Monaten haben sich Initiativen aus der gesamten Republik im „Dresdner Appell“ gegen den Transport von Rossendorf nach Ahaus ausgesprochen. PETER NOWAK