Nur die Kritik ist ganz sicher

Eine Mitarbeiterin wirft der Sicherheitsfirma GSE-Protect überzogene Arbeitszeiten und unseriöse Arbeitsverträge vor. Das Unternehmen weist dies zurück: Das wäre ganz normal in dieser Branche

VON PETER NOWAK

Erneut wird scharfe Kritik am Potsdamer Sicherheitsunternehmen GSE-Protect laut. Eine Mitarbeiterin wirft der Firma, die mehrere Jahre auch im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gearbeitet hat, völlig überzogene Arbeitszeiten und unseriöse Arbeitsverträge vor. Insgesamt sei die Stimmung unter den Mitarbeitern schlecht.

GSE-Protect wirbt auf seiner Homepage mit seinen „speziell trainierten Mitarbeitern“, die „zu einem stets positiven Gesamteindruck“ beitragen. Sabine R. kann über diese Werbung nicht einmal mehr lachen. Sie war für die Firma in einem Museum in Frankfurt am Main für den Empfang zuständig. Ihr Gesamteindruck von dem Unternehmen mit bundesweit 1.200 Mitarbeitern hat derart gelitten, dass sie jetzt an die Öffentlichkeit geht.

Die Liste ihrer Beschwerden ist lang. Sie könne ihre Urlaubstage nicht frei wählen. Mehrmals sei ihr der Samstag als Urlaubstag zugewiesen worden. Wochenarbeitszeiten bis zu 60 Wochenstunden seien keine Seltenheit. Die Unzufriedenheit darüber sei auch bei ihren KollegInnen groß, betont R. Allerdings überwiege die Furcht vor den Folgen einer Beschwerde.

Auch R. legt Wert darauf, ihren vollen Namen nicht in der Zeitung zu lesen. Denn sie befürchtet neben dem Verlust ihres Arbeitsplatzes strafrechtliche Konsequenzen. Schließlich enthalte der von ihr unterschriebene Arbeitsvertrag eine Verschwiegenheitsklausel, die ihr untersagt, über ihre Arbeitsbedingungen in der Öffentlichkeit zu reden.

R. spricht von einem Knebelvertrag, den sie nur akzeptiert habe, um überhaupt aus der Erwerbslosigkeit herauszukommen.

Der Geschäftsführer von GSE-Protect, Michael Goldschmidt, erklärte auf Anfrage, dass ihm von den konkreten Beschwerden der MitarbeiterInnen nichts bekannt sei. Allerdings verteidigt er die von R. monierte Klausel. „Jedes Unternehmen schützt interne Informationen. Dazu gehören auch personenbezogene Daten“, betont der Geschäftsführer.

Auch die Kritik an der Urlaubs- und Wochenzeitregelung weist er zurück: Da in der Dienstleistungsbranche eine Sechstagewoche der Regelfall sei, sei auch der Samstag ein Urlaubstag. Die MitarbeiterInnen können Urlaubswünsche äußern. Doch die „müssen koordiniert werden und den betrieblichen Erfordernissen entsprechen“. Eine wöchentliche Arbeitszeit bis zu 60 Stunden sei in der Sicherheitsbranche üblich und werde folglich auch bei GSE-Protect praktiziert. Sein Unternehmen halte bei der Dienstplanung die „einschlägigen Regelungen“ ein, betont Goldschmidt.

Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di gilt das Sicherheitsgewerbe seit Jahren als Niedriglohnsektor und Berlin-Brandenburg als Schlusslicht bei der Bezahlung. In diesem Zusammenhang stand auch die GSE, die bis Mitte 2007 von der BVG für die Fahrscheinkontrolle engagiert war, schon häufiger in die Kritik. Der Ver.di-Tarifexperte Uwe Borck warf 2005 in einem taz-Interview auch der BVG Verantwortung für das Lohndumping vor. Borck empfahl damals, dass sich MitarbeiterInnen mit Klagen über ihre Arbeitsbedingungen bei Ver.di melden sollen. Das Interview zeigt mehr als drei Jahre später noch Wirkung. Durch eine Internetrecherche seien die unzufriedenen GSE-Mitarbeiterinnen darauf gestoßen, betonte Sabine R. Auch die Gewerkschaft hat sie über ihre Beschwerden informiert.