Für Skater läuft der Countdown

Das Jugendprojekt Mellowpark möchte trotz Kündigung noch ein Jahr am bisherigen Standort in Köpenick bleiben. Heute wird darüber entschieden

Für den Mellowpark könnte Silvester das Ende bedeuten: Zum 31. Dezember 2008 hat die TLG Immobilien, Eigentümerin des Areals in der Friedrichshagener Straße, dem Köpenicker Jugend- und Freizeitprojekt die Zwischennutzung aufgekündigt. Auf dem Areal sollen in Kürze Wohnungen entstehen.

Doch die Organisatoren des Projekts kämpfen bis zuletzt darum, weitere zwölf Monate am derzeitigen Standort bleiben zu dürfen. „Eine realistische Chance haben wir nur, wenn wir nahtlos weiter existieren können“, sagt Jens Werner und verwirft Vorstellungen, das Projekt könne nach einer Pause wiedereröffnen. Werner ist Geschäftsführer des Mellowpark-Trägers „all eins e. V.“

Die bundeseigene TLG habe auch bereits signalisiert, dass das Projekt mit BMX-Park, Abenteuerspielplatz und Jugendherberge vorerst bleiben könne – bis Ende März 2009, so Werner. Das reiche aber nicht, da völlig offen sei, ob und wohin sie anschließend ziehen könnten. „Uns bringt es aus wirtschaftlichen Gründen nur etwas, wenn wir für eine volle Saison planen können“, sagt Werner. Um einen Aufschub bis Ende 2009 zu erhalten, habe man der TLG am Montag eine notariell beglaubigte Räumungsunterwerfung geschickt. Ende nächsten Jahres bedürfe es dann nicht einmal einer Räumungsklage, um den Verein loszuwerden, erklärt Jens Werner. Die TLG will am heutigen Dienstag Stellung zu dem Vorschlag nehmen, sagte eine Sprecherin.

Völlig unklar ist weiterhin, welches Ersatzgrundstück für den Mellowpark zur Verfügung stehen könnte. Die von Projektverantwortlichen und Bezirk anvisierte Fläche der Paul-Zobel-Sportanlage hat der landeseigene Liegenschaftsfonds bereits veräußert. Frühestens im März rechnet Jens Werner mit einem Votum des Abgeordnetenhauses, ob es den Verkauf billigt. So ungewiss wie die Entscheidung des Berliner Parlaments sind damit die Planungen des Mellowparks sowie die berufliche Zukunft seiner zehn hauptamtlichen Mitarbeiter. Anfang Januar wird auf einer Betriebsversammlung über die Zukunft beraten.

Werner hofft, dass er bis zu diesem Zeitpunkt das Einverständnis der TLG über weitere zwölf Monate in der Tasche hat. Alles andere würde einer Katastrophe gleichkommen.

Gerade in Treptow-Köpenick wäre das Scheitern eines Jugendprojektes desaströs. Schließlich fordern hier seit Jahren Neonazis ein sogenanntes nationales Jugendzentrum. Zudem befindet sich gerade einmal 500 Meter vom Mellowpark entfernt die Bundeszentrale der NPD. „Im Moment haben Jugendliche die Möglichkeit, bei uns den toleranten Umgang zu lernen“, so Werner. „Wenn der Mellowpark stirbt, werden noch mehr Heranwachsende den Weg in die rechtsextremen Netzwerke finden.“ SEBASTIAN PUSCHNER